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Nicht einmal Risikopatienten geimpft

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Durchimpfungsrate bei Zuckerkranken nur zwischen 30 und 40 Prozent.

Alle Jahre wieder: Österreich hat eine ausgesprochen "löchrige" Abwehrsituation in Sachen Influenza . Nicht einmal Hochrisiko-Gruppen werden offenbar ausreichend immunisiert. Dies ergab eine Studie von Wiener Sozialmedizinern.

Durchimpfungsrate
"Die Durchimpfungsrate mit Grippeimpfung bei Diabetespatienten in Österreich ist leider besonders niedrig", erklärte Studienleiter Thomas Dorner vom Institut für Sozialmedizin (Zentrum Public Health) der Medizinischen Universität Wien. Außerdem habe sich ein "beunruhigender Geschlechtsunterschied" gezeigt: Denn von den männlichen Diabetikern in Österreich sind 39 Prozent gegen die Influenza geimpft, bei den Frauen mit Diabetes sind es nur 30 Prozent.

Das bedeutet auch, dass die Wahrscheinlichkeit, gegen Grippe geimpft zu sein, bei männlichen Diabetikern um 61 Prozent höher liegt als bei Nichtdiabetikern, wogegen bei den Frauen kein Unterschied im Durchimpfungsgrad zwischen Personen mit oder ohne Diabetes besteht. Dorner: "Die gesammelten Daten legen den Schluss nahe, dass die Durchimpfungsrate bei Diabetespatienten in Österreich deutlich erhöht werden muss und dass es hier einen Gender Gap auszugleichen gilt."

Risiko größer
Eine fehlende Grippeimpfung sei für Diabetespatienten, die ohnehin anfälliger für Infekte sind, noch schwerwiegender als für Personen ohne Zuckerkrankheit, erklärte Alexandra Kautzky-Willer, Professorin für Gender Medicine an der MedUni Wien: "Das Risiko, Herzprobleme zu bekommen, ist weitaus größer."

Die Studie basiert auf Umfragen mit insgesamt rund 15.000 Teilnehmern. Als Risikogruppen wurden Diabetiker und Personen nach Herzinfarkt gewertet. Auch die Beteiligung bei den Pneumokokken-Impfungen wurde erfragt. Hier gab es keinen Unterschied zwischen den Angehörigen aus den Risikogruppen und der allgemeinen Bevölkerung. Die Untersuchung wurde jetzt in der Wiener Medizinischen Wochenschrift bzw. im European Journal of Public Health publiziert. Pneumokokken-Infektionen (bakterielle Lungenentzündung durch Pneumokokken, Mittelohrentzündungen) sind die häufigsten Komplikationen von Virus-Influenza.

1000 Grippetote jährlich
Eine Studie der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat erst vor kurzem belegt, dass zwischen 2001 und 2009 jährlich rund 1.000 Österreicher an der Influenza gestorben sind - Tendenz steigend. Gleichzeitig gab es 2010/2011 weniger Influenza-Impfungen als je zuvor.

"Die in Österreich mit der saisonalen Influenza in Verbindung stehende Übersterblichkeit zeigte die höchsten Werte in den Saisonen 2002/2003 (1.060 mehr Tote), 2004/2005 (1.102 mehr Tote) und 2008/2009 (1.192 mehr Tote). Der beobachtete steigende Trend ist parallel zum wachsenden Anteil der österreichischen Bevölkerung im Alter über 65 Jahren im selben Zeitraum (2001: 15,5 Prozent; 2009: 17,5 Prozent)", hieß es in der Zusammenfassung dieser wissenschaftlichen Untersuchung.

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