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Richtig lernen mit Köpfchen

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Lerntricks: Was tun, wenn das eigene Kind einfach nicht lernen will? Expertin gibt Tipps, wie man sein Kind richtig motiviert.

Das eigene Kind zum Lernen zu bewegen ist für viele Eltern eine Tätigkeit, die sie an den Rand der Verzweiflung treibt. Expertin Ingrid Buschmann kennt das Problem, hat sie neben ihrer beruflichen Tätigkeit als Erziehungswissenschaftlerin auch selbst drei Kinder großgezogen und kann auf einen großen Erfahrungsschatz zurückblicken: „Eltern haben oft das Gefühl, dass sie ein kluges Kind zu Hause sitzen haben, und dennoch will und will es nicht lernen.“ In ihrem Buch "Der geniale Faulpelz“ thematisiert sie das Problem und gibt Tipps und Tricks, wie es doch klappen kann.

Ursachen klären
Den meisten Eltern ist gar nicht bewusst, dass ihr eigenes Verhalten die Ursache für einen derartigen Lernstreik der Kinder sein könnte. Eine Suche nach den Ursachen lohnt sich in den meisten Fällen. Damit Sie nicht allzu lange suchen müssen, haben wir die häufigsten Erziehungsfallen und die entsprechenden Lösungen für Sie zusammengefasst:

Falsche Botschaft
Häufig übermitteln Eltern ihren Kindern unbewusst eine Botschaft, ohne dies zu wollen, was sich auf deren Lernverhalten auswirken kann, so Buschmann: "Ich habe miterlebt, wie ein Vater zu seinem Sohn gesagt hat: "Du bist so ein fauler Bursche, du hast nichts gelernt und trotzdem hast Du gute Noten.“ – ein Kind hat nach solchen Aussagen das Gefühl, dass es gar nichts lernen darf.“ Kinder wollen ihren Eltern gefallen und gerade deswegen, werden sie sich stark an der Reaktion der Eltern orientieren. "Solche Aussagen können für Kinder zur verschlüsselten Botschaft werden“, erklärt die Expertin. Damit Nichts-Tun nicht zur Lernfalle wird, plädiert Buschmann darauf, dass Eltern ihren Kindern regelmäßig zeigen, dass sie stolz auf sie sind – und zwar gerade weil sie sich anstrengen!

Spiel um die Macht
Immer wieder kommt es auch zu einem Machtkampf zwischen Eltern und Kindern. "Kinder lieben es, sich durchzusetzen“, erklärt Buschmann. Sie rät zu einem Trick und dazu kleine Belohnungen in Aussicht zu stellen: "Sie können dem Kind sagen, dass Sie gemeinsam Pizza essen gehen, wenn es zu einer bestimmten Zeit fertig ist oder dann noch gemeinsam ins Schwimmbad fahren." Klappt auch das nicht, gibt es nur eines: "Stellen Sie sich dümmer als Sie sind und lassen Sie sich zum Beispiel eine bestimmte Aufgabe vom Sohn/ von der Tochter erklären. So kann es beweisen, dass es Ihnen überlegen ist."

Selbstständigkeit üben
Viele Eltern machen beim Hausübungen schreiben den Fehler, dass sie sich neben das Kind setzen und jeden Strich ihrer Sprösslinge überwachen. Dies mag möglicherweise zwar zu Texten und Rechnungen ohne jeglichen Fehler führen, jedoch zur Abhängigkeit der Kinder von den Eltern und damit verbunden zu Unsicherheit. "Sie sollten Kinder die Hausaufgaben selbstständig machen lassen.“ Wer dabei das Gefühl bekommt, dass sein Kind seine Unterstützung braucht, der kann es auch anders probieren: "Setzen Sie sich einfach nur dazu und schreiben Sie einen Brief oder machen Sie etwas anderes sehr konzentriert. Sie haben dann eine Vorbildwirkung auf das Kind. Wenn beide fertig sind, können Sie etwas anderes unternehmen.“

Lob statt Kritik
Auch wenn Kritik oft gut gemeint wird, ist sie meist fehl am Platz, sagt Buschmann: "Eltern sollten Kinder motivieren und nicht kritisieren. Selbst wenn das Kind dann bleistiftkauend am Tisch sitzt und nichts mehr weiter geht, sollten Sie zu ihm hingehen, schauen, was es bisher gemacht hat und dies loben. Das wirkt viel besser.“ Wird Lernen mit Auseinadersetzungen und Streit verbunden, führt das dazu, dass Kinder diese Situationen erst recht vermeiden.

Interessen fördern
"Man sollte überhaupt alles, was ein Kind gerne macht, fördern. Solche Interessen werden viel zu oft abgewürgt, weil es gerade nicht passt.“ Wenn das Kind anstelle der Haus­übungen lieber Männchen ins Rechenheft schreibt, dann sollte man ihm in Aussicht stellen, dass es anschließend zeichnen kann. Mit der Aussicht auf etwas, was man gerne macht, lernt es sich gleich leichter!

Zeiten fixieren
Die Expertin empfiehlt fixe Lernzeiten: "Das Kind kann zum Beispiel nach dem Mittagessen eine Stunde Pause machen und dann geht es los.“ Mehr als eine halbe bis hin zu einer Stunde sollte das Lernen bei Pflichtschülern aber nicht dauern.

Nachhilfe ja oder nein?
Die Nachhilfeinstitute boomen in den vergangenen Jahren, eine Entwicklung, die Ingrid Buschmann nicht unbedingt gefällt: "Bei begabten Kindern ist Nachhilfe nur dann notwendig, wenn ein Kind längere Zeit krank ist“, meint sie. Doch keine Regel ohne Ausnahme: "Es gibt Situationen, wo ein Nachhilfelehrer unbefangener ist, als die emotional integrierten Eltern. Wenn Eltern etwas bereits zum dritten Mal erklären und das Kind versteht es noch immer nicht. Ein Nachhilfelehrer ist unbefangen und zeigt in solchen Situationen oft mehr Geduld.“

Noten nicht überbewerten
"Eine Note ist ein viel zu grobes Instrument, daher sollte man sie auch nicht überbewerten“, sagt die Erziehungswissenschafterin. Sie rät dazu anstelle von Noten, die täglichen Fortschritte als Beweis für die erbrachte Leistung zu sehen.

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