Athen

Gerücht: Griechen-Banken prüfen Zugriff auf Kundenkonten

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Finanzdrama: Foto von weinendem Pensionisten geht um die Welt.

Die griechischen Banken bereiten einer Zeitung zufolge Notfallpläne vor, um mit einem Zugriff auf Kundenkonten eine Pleite abzuwenden. Wie die "Financial Times" (FT) am Freitag unter Berufung auf mit den Plänen vertraute Banker und Geschäftsleute berichtete, sind Abschläge von mindestens 30 Prozent auf Einlagen von mehr als 8000 Euro geplant.

Varoufakis: "Bösartiges Gerücht"
Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis nannte den Bericht auf Twitter dagegen ein "bösartiges Gerücht". Die Vorsitzende der griechischen Bankenvereinigung, Louka Katseli, sagte dem Sender Skai TV, etwas Derartiges gebe es "nur im Reich der Fantasie". Solche Szenarien fänden sich bei keiner griechischen Bank - "nicht einmal als Übung auf dem Papier". Mit einem solchen Bericht solle auf den Ausgang der Volksabstimmung an diesem Sonntag über die Sparpolitik Einfluss genommen werden.

Die griechische Regierung hat wiederholt die Möglichkeit zurückgewiesen, dass sie auf das Geld der Bankkunden zurückgreifen könnte, um einen Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern. Um diesen Kollaps angesichts der Schuldenkrise zu verhindern, haben die griechischen Geldhäuser seit Montag geschlossen. Zudem hat die Regierung Kapitalverkehrskontrollen eingeführt.  Griechische Bankkunden können derzeit an den Bankomaten nur 60 Euro pro Tag von ihren Konten abheben.

Foto von weinendem Pensionisten geht um die Welt
Das Foto eines älteren griechischen Mannes, der weinend vor einer Bank in Thessaloniki sitzt, hat in den sozialen Netzwerken am Freitag für Aufsehen gesorgt - es zeigt die ganz persönliche Seite des griechischen Finanzdramas. Bei dem Mann handelt es sich um den 77-jährigen Pensionisten Giorgos Chatzifotiadis.

Er berichtete, wie er bereits zuvor bei drei Banken gewesen sei, um für seine kranke Frau wenigstens einen Teil der Pension zu ergattern. Doch fand er sich stets vor verschlossenen Türen wieder.

Die vierte Bank habe dann geöffnet gehabt, dennoch habe er kein Geld für seine Frau bekommen, berichtete Chatzifotiadis. "Da bin ich einfach zusammengebrochen." Mehr noch als seine persönlichen Probleme aber habe ihn die Situation seines Landes getroffen, sagte er weiter: "Ich ertrage es nicht, dieses Elend zu sehen".

Chatzifotiadis und seine Frau haben mehrere Jahre in Deutschland gearbeitet - von dort stammt auch die Rente seiner Frau. "Ich habe hart gearbeitet", sagte der Pensionist. Nun erträgt er es kaum, wenn Menschen auf den Straßen um ein paar Cent für Brot betteln. "Europa und Griechenland haben Fehler gemacht. Wir müssen gemeinsam eine Lösung finden", sagte er. Genug Geld, um am Sonntag zum 80 Kilometer entfernten Wahllokal zum Referendum über die Sparpolitik zu fahren, habe er aber nicht.



 

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