Durch gezielte Maßnahmen wie den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen, flexible Arbeitszeitmodelle und transparente Gehaltsstrukturen könnten Hürden für Frauen am Arbeitsmarkt reduziert werden und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Österreichs gestärkt.
Österreichs Wirtschaft wird zunehmend von Frauen geprägt: Mit über zwei Millionen Erwerbstätigen und rund 144.000 Unternehmerinnen leisten sie einen bedeutenden Beitrag. Dennoch bestehen in vielen Bereichen strukturelle Hürden, die eine vollständige Gleichstellung verhindern.
Laut Wirtschaftskammer Österreich (WKO) gab es im letzten Jahr 36.673 Unternehmensneugründungen und hinter jedem zweiten steckt eine Frau. 46 % aller Einzelunternehmen wurden 2024 von Frauen gegründet, was einen historischen Höchstwert darstellt.
Wo Frauen arbeiten
Frauen sind in Österreich besonders stark in den Bereichen Gesundheit, Soziales, Bildung, Einzelhandel und Gastronomie vertreten. Diese Sektoren zeichnen sich häufig durch niedrigere Löhne und begrenzte Aufstiegsmöglichkeiten aus.
In Führungspositionen sind Frauen unterrepräsentiert: Anfang 2024 waren laut Statista in den Geschäftsführungen der 200 umsatzstärksten Unternehmen lediglich 19,3 % Frauen tätig, wobei der höchste Anteil im Finanzsektor verzeichnet wurde.
Frauenpower in technischen Berufen
Und auch in den sogenannten MINT-Berufen, also Tätigkeiten in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, spielen Frauen eine immer größere Rolle. Der Anteil junger Frauen in technischen Lehrberufen ist in den letzten Jahren zwar nur langsam, dafür aber kontinuierlich gewachsen. Während in einigen Bereichen nach wie vor deutliches Aufholpotenzial besteht, nähern sich andere technische Ausbildungsfelder bereits einer ausgeglichenen Geschlechterverteilung an.
Ein Beispiel dafür ist der Berufszweig Chemie und Kunststoff: 2005 lag der Anteil weiblicher Lehrlinge hier noch bei lediglich 25 % – heute sind es rund 40 %. Auch im traditionell männerdominierten Bereich Maschinen, Fahrzeuge und Metall zeigt sich eine positive Entwicklung.
Im Jahr 2023 war dort bereits jede zehnte Lehrstelle mit einer Frau besetzt, während es vor knapp zwei Jahrzehnten nur rund 3 % waren. In der Elektrotechnik und Elektronik ist der Zuwachs weiblicher Auszubildender zwar moderat, jedoch konstant – ein Zeichen dafür, dass sich auch in diesen Berufen langsam, aber sicher mehr Frauen ihren Platz erobern.
Steuerliche Anreize für Vollzeitarbeit schaffen
Österreich weist laut Wirtschaftskammer Österreich (WKO) mit 30 % die zweithöchste Teilzeitquote in der EU auf – nur in den Niederlanden sind noch mehr Menschen in Teilzeitbeschäftigung (42%). Besonders betroffen sind Frauen: 50,6 % der erwerbstätigen Frauen arbeiten in Teilzeit, während es bei Männern lediglich 12 % sind. Hauptgründe für die Teilzeitarbeit von Frauen sind die Betreuung von Kindern (43 %) und Haushaltsführung (35 %).
Viele Frauen würden gerne ihre Arbeitszeit erhöhen, sehen sich jedoch durch unzureichende Kinderbetreuungsangebote und starre Arbeitszeiten daran gehindert. Eine Studie aus Vorarlberg zeigt, dass 41,4 % der Frauen zwischen 16 und 64 Jahren bereit wären, ihre Arbeitszeit zu erhöhen, wenn entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen würden.
Kinderbetreuung: Schlüssel zur Gleichstellung
Die Verfügbarkeit und Qualität der Kinderbetreuungseinrichtungen in Österreich sind entscheidend für die Erwerbstätigkeit von Frauen. Im Jahr 2023 nahmen laut Education and Training Monitor 2024 der EU-Kommission nur 24,1 % der Kinder unter drei Jahren an formaler frühkindlicher Betreuung teil, was deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 37,5 % liegt. Zudem variieren die Betreuungsangebote stark zwischen den Bundesländern, was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschwert.