Die heimische Wirtschaft steht am digitalen Scheideweg: Während einige Unternehmen bereits innovative Technologien integrieren, lassen viele Betriebe trotz KI-Möglichkeit diese nicht nutzen.
Laut einer Erhebung von Statistik Austria nutzen lediglich 47 % der österreichischen Unternehmen fortgeschrittene Informations- und Kommunikationstechnologien wie Cloud-Dienste, Datenanalyse oder künstliche Intelligenz (KI). Damit liegt Österreich unter dem EU-Durchschnitt von 55 %.
„Damit ist Österreich noch ein gutes Stück von dem EU-Ziel der ‚Digitalen Dekade‘ entfernt, wonach bis 2030 zumindest drei Viertel der Unternehmen (75 %) fortgeschrittene Technologien nutzen sollen“, meint Tobias Thomas, Generaldirektor der Statistik Austria. Nur 11 Prozent der Unternehmen setzen künstliche Intelligenz ein, so die Erhebungen der Statistik Austria. Data Analytics wird von fast jedem vierten Unternehmen (24 Prozent) eingesetzt. Und Cloud-Services sind in jedem dritten Unternehmen (36 Prozent) im Einsatz.
Digitale Chancen nur mit schnellem Netz
Österreich hat bei Schlüsseltechnologien wie IoT, KI oder Cloud-Services noch viel Raum nach oben. Nach wie vor herrscht sogar bei IT-Entscheidern viel Unwissen und Unsicherheit. Das zeigt auch der Digitalisierungsindex für Österreich, der vom Telekommunikationsanbieter Drei bei Arthur D. Little und marketmind in Auftrag gegeben wurde.
Die Relevanz von Cloud wird langsam erkannt, rund jeder zehnte Betrieb nutzt IoT, 11 Prozent der Unternehmen setzen KI ein, wobei der Fokus häufig auf Anwendungen wie Chatbots und Textgenerierung liegt. „Die Digitalisierung österreichischer Betriebe stagniert – und das wird in der momentanen Wirtschaftslage zunehmend zum Wettbewerbsnachteil.
Was unsere Studie gezeigt hat, ist: Die Betriebe sehen die Veränderung und das Potenzial. Was fehlt, sind das Wissen und die Möglichkeiten. KI als eine der wichtigsten Technologien hat das Potenzial, als Wirtschaftsmotor zu fungieren, damit Österreich nicht weiter zurückfällt. Unser Appell an die Regierung ist der Aufbau von Akzeptanz durch Beratung, der Abbau von überbordender Bürokratie und Strafen und das Setzen finanzieller Anreize“, erklärt Rudolf Schrefl, CEO von Drei.
KI auf dem Vormarsch – Skepsis bei Personalfragen
Laut Digitalisierungsindex wird die KI in Österreich am ehesten zur Kundenkommunikation genutzt – 8 Prozent tun dies bereits. Bei Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten sind es 20 Prozent. Und die Anwendungsfälle werden zunehmend konkreter – von Texterstellung bis hin zu Chatbots sowie Bildbearbeitung.
Derzeit überwiegt noch Zurückhaltung, wenn es um das Potenzial von KI im Bereich Personalressourcen geht: In 7 von 10 Betrieben herrscht die Ansicht, dass der Einsatz von KI nicht dabei helfen wird, fehlendes Personal auszugleichen. Drei Viertel der Betriebe (74 Prozent) glauben nicht, dass durch den Einsatz von KI Personalkosten eingespart werden können.
Cloud-Services nehmen an Fahrt auf. Die Zahl jener, die Cloud-Services als nicht oder überhaupt nicht relevant erachten, ist mit 50 Prozent zwar nach wie vor hoch, schrumpft aber rasch – 2023 waren es noch 60 Prozent. Bei Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten schreibt nur mehr ein Viertel Cloud-Services keine Bedeutung zu.
Zwischen mobilen Verbindungen und digitalem Optimismus
Erstmals gibt die Studie Aufschlüsse zur Telekommunikations-Ausstattung österreichischer Betriebe: In Österreich verabschieden sich immer mehr Unternehmen vom klassischen Festnetz-Internet. Bereits rund jedes siebente Unternehmen setzt ausschließlich auf mobile Internetverbindungen. Besonders auffällig ist dieser Trend bei kleinen und mittelständischen Betrieben mit 10 bis 50 Mitarbeitenden: Hier nutzt fast jedes fünfte Unternehmen kein Festnetz-Internet mehr.
Gleichzeitig zeigt sich eine überraschende Wissenslücke in Bezug auf die genutzte Internetgeschwindigkeit. Vier von zehn Entscheidern im Bereich Telekommunikation – quer durch alle Unternehmensgrößen – wissen nicht, wie schnell ihre Verbindung tatsächlich ist. Das wirft Fragen zur digitalen Kompetenz und zur Vorbereitung auf datenintensive Geschäftsmodelle auf.
Auch beim Thema High-Speed-Internet besteht Nachholbedarf: Nur 7 Prozent der Unternehmen verfügen über eine Verbindung mit mehr als 500 Mbit/s – ein klares Signal, dass ultraschnelles Internet noch nicht flächendeckend in Österreichs Betrieben angekommen ist. Trotz dieser technischen Defizite ist die Stimmung in Sachen Digitalisierung grundsätzlich optimistisch.
Eine große Mehrheit von 85 Prozent der befragten Unternehmen sieht klare Chancen im digitalen Wandel – insbesondere im Hinblick auf Kundengewinnung, Kosteneffizienz sowie gesteigerte Agilität und Flexibilität im Geschäftsalltag. Doch der Weg zur digitalen Reife ist nicht frei von Hürden: 76 Prozent der Unternehmen nennen konkrete Herausforderungen. Am häufigsten genannt werden fehlendes Fachwissen, unklare gesetzliche Rahmenbedingungen und eine überalterte IT-Infrastruktur.