Zulieferunternehmen stehen wegen Corona-Krise besonders stark unter Druck.
Für die Autobranche sieht es derzeit düster aus. Das Coronavirus sorgt für Produktinsstopps, geschlossene Autohäuser und immense Verkaufsrückgänge aufgrund verunsicherter Kunden. Diese Gründe führen nun dazu, dass das renommierte Beratungsunternehmen Ernst & Young (EY) mit einem "nie dagewesenen Umsatz- und Gewinneinbruch" in der Autobranche rechnet. "Die Autoindustrie wird tief in die roten Zahlen rutschen", erwartet Constantin M. Gall, der bei EY
den Bereich Automotive & Transportation leitet.
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Erholung dauert lange
Selbst wenn Produktion und Verkauf bald wieder anliefen, werde die Branche lange brauchen, um das Vorkrisenniveau zu erreichen. "Denn eine deutlich gestiegene Arbeitslosigkeit, Unternehmensinsolvenzen und Einkommensverluste werden die Nachfrage dämpfen", sagte Gall. Es würden daher wohl staatliche Kaufanreize nötig. Die Autokonzerne könnten bei der Bewältigung der Krise allerdings auf ein großes Finanzpolster zurückgreifen: Zum Jahresende 2019 verfügten die 17 größten Autokonzerne der Welt über liquide Mittel in Höhe von 226 Milliarden Euro – knapp sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor, so der EY-Experte. Die höchste Liquidität wies Toyota mit knapp 31 Milliarden Euro aus, gefolgt von Volkswagen mit knapp 26 Milliarden Euro, bei Honda und Daimler waren es 20 bzw. 19 Milliarden Euro.
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Zulieferer am stärksten betroffen
EY untersucht regelmäßig die Bilanzen der weltweit wichtigsten Autokonzerne. Während die Stabilität der weltgrößten Autokonzerne nach Einschätzung von Schwartz auch dank staatlicher Unterstützungsmaßnahmen vorläufig gesichert sein dürfte, bereitet die Situation der kleineren Marktteilnehmer also zunehmend Sorgen. Hier stünden vor allem weniger finanzkräftige Zuliefererunternehmen im Fokus. Das hochkomplexe System Autoindustrie insgesamt lebensfähig zu halten, sei nun die größte Herausforderung. Angesichts von Grenzschließungen und massiven wirtschaftlichen Verwerfungen, etwa in Spanien und Italien, sei dies eine Herkulesaufgabe, so Schwartz: „Wenn in einigen Wochen die Produktion hoffentlich wieder anläuft, wird sich erweisen, ob die Lieferketten gehalten haben.“ Im schlimmsten Fall stünden die Automobilwerke wenige Tage nach dem Hochlaufen wieder still, weil essenzielle Teile fehlen.