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"Barca" demonstrierte in London Kunst und Macht

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Was der FC Barcelona in der ersten halben Stunde des Viertelfinal-Hinspiels zur Champions League in London gegen Arsenal gezeigt hat, verdiente das Prädikat Weltklasse. Die Katalanen demonstrierten vor über 60.000 Besuchern ihre Spielkunst und ihre Fußballmacht. Auch wenn am Ende "nur" ein 2:2 herauskam, in dieser Form kann sie wohl niemand von der erfolgreichen Titelverteidigung abhalten.

Den Gewinn zweier Trophäen en suite hat seit Bestehen der "Millionenliga" 1992/93 noch kein Verein geschafft. Von Anpfiff an entwickelte "Barca" Druck, praktizierte enormes Forechecking, tanzte mit Leichtigkeit durch die gegnerischen Reihen, spielte viele Torchancen heraus, ließ Ball und Gegner laufen. Einziger Schönheitsfehler dieser Übermacht der ersten Hälfte in einer Neuauflage des Endspiels von 2006 (2:1 in Paris) waren die fehlenden Tore.

"Wir hätten da den Sack zumachen müssen, haben aber unsere Möglichkeiten verschleudert", stellte Trainer Pep Guardiola fest, machte seiner Truppe, in der Iniesta und Abidal wegen Verletzungen fehlten, aber überhaupt keinen Vorwurf. Ganz im Gegenteil. "Wir haben gezeigt, wie man Fußball spielt. Es war der beste Auftritt unter meiner Ära im Europacup. Ich bin glücklich, dass die Zuschauer gesehen haben, wie wir spielen", freute sich der Ex-Spieler.

Wie seine Schützlinge den Gegner beherrscht, kontrolliert hätten, erfülle ihn mit Stolz. In der nächsten Runde wähnt er sich und seine Mannen aber noch nicht. Mit Puyol und Pique sind im Rückspiel zwei Innenverteidiger gesperrt. "Wenn wir im Camp Nou keine gute Leistung zeigen, scheiden wir aus. Wir wussten immer, dass das Duell erst in unserem Stadion entscheiden wird", warnte Guardiola, dessen Elf erst nach der Pause durch einen Doppelpack von Zlatan Ibrahimovic 2:0 in Führung gegangen war.

Mit diesem Vorsprung hätten die Gäste schon in die Pause (70 Prozent Ballbesitz) gehen müssen, wenngleich der spanische Arsenal-Keeper Manuel Almunia einige tolle Bälle großartig abgewehrt hatte. "Wir waren in der Kabine frustriert, dass wir nicht ganze Arbeit geleistet haben. Wir haben jedoch gezeigt, welch hervorragende Mannschaft wir sind. Es war eine grandiose Vorstellung von uns", meinte Regisseur Xavi, der das 2:0 des Schweden, der diesmal Superstar Lionel Messi die Schau stahl, mit einem Traumpass vorbereitet hat.

Barca verschenkte den Sieg, Arsenal wurde für die Moral belohnt, so könnte das Resümee der Partie ausfallen. Tore des eingewechselten Theo Walcott und von Kapitän Cesc Fabregas, der sich beim an ihm verschuldeten Foulelfer das rechte Bein verletzte, brachten den lange Zeit hilflosen "Kanonieren" wenigstens ein Remis. "Meine Spieler sind gegen eine großartige Mannschaft ruhiggeblieben und haben alles gegeben. Wie wir heute aber die Bälle schnell verloren haben, ist mir ein Rätsel", meinte Arsenal-Coach Arsene Wenger, der die zwei erhaltenen Treffer als "billig" einstufte.

Das zweite Mittwoch-Spiel brachte mit einem 1:0 Inter Mailands in San Siro gegen ZSKA Moskau einen knappen Sieger. Die Nerazzurri, die erstmals seit 2003 wieder ins Semifinale einziehen wollen und den ersten Triumph im wichtigsten Europacup seit 1965 herbeisehnen, hätten aufgrund der starken zweiten Hälfte höher gewinnen können. "Vor der Pause haben wir nicht unsere beste Leistung gezeigt. Aber wir haben 1:0 gewonnen und das ist wichtig", meinte Jose Mourinho.

Der Portugiese, der in seinem 80. Europacup-Spiel als Trainer bis zur 65. Minute auf das Goldtor des Argentiniers Diego Milito hatte warten müssen, hat in Moskau die gesperrt gewesenen Lucio und Thiago Motta wieder zur Verfügung. "Wir haben einen kleinen Vorteil, aber eine schwere Aufgabe in Moskau noch vor uns", sagte der 47-Jährige, der diesmal den Österreicher Marko Arnautovic auf die Ersatzbank gesetzt hatte.

Zu oft den Ball verloren, nicht gut nach vorne gespielt, das waren für den ZSKA-Trainer die Gründe der Niederlage. "Aber mit dem 0:1 haben wir im Rückspiel eine Chance. Gelingt uns das erste Tor, geht alles von vorne los", hoffte Leondi Slutzkij, der in der kommenden Woche aber auf Milos Krasic und Jewgenij Aldonin wegen Sperren verzichten muss. Der Armee-Club hat im Achtelfinale Chelsea FC eliminiert und steht erstmals seit 17 Jahren in einem Europacup im Viertelfinale.

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