Chlamydien-Bakterien galten als schädliche Parasiten, entpuppten sich laut Wiener Forschern aber als nützliche Partner für formlose Einzeller.
Amöben sind Einzeller ohne feste Form. Werden sie von "Viennaviren" infiziert, sterben sie normalerweise kurz danach. Die Eindringlinge funktionieren Amöben in "Fabriken" um, die neue Viren herstellen, bis sie platzen. Sind die Amöben zugleich von Chlamydien-Bakterien befallen, ist das ihre Rettung, berichten die Wiener Mikrobenforscher Patrick Arthofer und Matthias Horn. Die Bakterien verhindern nämlich die Bildung solcher Virusfabriken, schreiben sie im Fachjournal "Pnas".
"Da eine Chlamydien-Infektion zu einem langsameren Wachstum der Wirtszellen führt, gelten diese Bakterien gemeinhin als schädliche Parasiten", erklärten die beiden Forscher vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltwissenschaften der Universität Wien in einer Aussendung. Ihre Studie würde hingegen zeigen, dass die kleineren Chlamydien eher nützliche Partner (Mutualisten) für die größeren Amöben sind, weil sie diese vor einem sonst tödlichen Verlauf der Riesenvirus-Infektion schützen. "Ein langsameres Wachstum ist besser als zu sterben", sagt Arthofer.
"Das Vorhandensein der Chlamydien in den Amöben verhindert nicht, dass Viren aufgenommen werden", so Horn: "Die Viren können anschließend aber keine funktionstüchtige Virusfabrik bilden".
Ob die Amöben durch die Viennaviren, die zur Familie der Marseilleviren gehören, sterben oder überleben, ist nicht nur für die Mikroben selbst von Belang, erklären die Forscher: Wenn die Amöben von den Viren getötet werden, können die dadurch freigesetzten Nährstoffe nur von Bakterien verwertet werden. "Im Ganzen" sind die Amöben jedoch eine Nahrungsquelle für kleine Tiere. "Die bakteriellen Mutualisten können daher den gesamten Nährstoffzyklus in Ökosystemen beeinflussen", meint Arthofer.