BluRay vs. HD-DVD

Kampf um die DVD-Nachfolge

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Langsam wird es ernst für die Formate BluRay und HD-DVD. Wer gewinnt das Rennen um die DVD Nachfolge?

Auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin werden die Hersteller den Startschuss für die Vermarktung von Abspielgeräten und Filmen in Europa geben. Der erste Praxistest in den USA, wo die beiden nicht kompatiblen Standards seit einigen Wochen gegeneinander antreten, zeigte bereits Zweierlei: Die Verbraucher üben sich zunächst einmal in Zurückhaltung, und die neue Technik ist nicht frei von Kinderkrankheiten. Ein Zeichen dafür, dass die beiden großen Industrielager auch in Europa einen langen Atem haben müssen.

Dass die DVD, die normalerweise nur knapp 9 GByte fasst, einen Nachfolger braucht, ist unumstritten. Vor allem das aufkommende hochauflösende Fernsehen HDTV fordert große Datenmengen zum Speichern von Filmen. Wie lange es jedoch dauern wird, bis die Verbraucher in der Masse umsteigen, darüber scheiden sich die Geister. Die Elektronik-Industrie schaffte es nicht, sich auf einen gemeinsamen Standard zu einigen und lässt jetzt die Käufer entscheiden.

Uneinige Analysten und spekulative Verkaufszahlen. Informationen über den Marktstart in den USA sickern nur spärlich durch. Es kursieren Daten des Marktforschungsunternehmens NPD Group, wonach in den ersten sechs Wochen 33 Prozent mehr Player des HD-DVD-Formats verkauft wurden. Mit BluRay-Geräten seien aber wiederum 42 Prozent mehr Umsatz gemacht worden, heißt es. Der Grund dafür war schlicht der Preisunterschied – während die HD-DVD-Player in zwei Ausführungen für 500 und 800 Dollar in den Handel kamen, geht es bei einem BluRay-Gerät wegen der komplexeren Technik erst ab 1000 Dollar los.

Das wirklich Interessante – die absoluten Verkaufszahlen – blieb bisher verborgen. Es gibt lediglich indirekte Angaben. So soll der Anteil der neuen Geräte bei den Stückzahlen lediglich 0,4 Prozent ausgemacht haben. Mit anderen Worten: Auf vier verkaufte Abspielgeräte beider neuer Formate kamen 996 herkömmliche DVD-Player und -Recorder. Beim Umsatz lag der Anteil der neuen Technik immerhin bei 3,6 Prozent. Der herkömmliche DVD-Player dominiert den Markt demnach weiterhin mit 86,2 Prozent bei den Stückzahlen und trotz des Preisdrucks noch mit 65,6 Prozent beim Umsatz. Den Rest macht das wachsende Segment der DVD-Recorder aus.

Experten erwarten nur eine langsame Ausbreitung der neuen Technik im Gegensatz zum erdrutschartigen Erfolg der DVD. Branchenbeobachter wie das US-Unternehmen Screen Digest rechnen damit, dass die Verkäufe von Videos in hochauflösenden Formaten im Jahr 2010 in den drei wichtigsten Regionen USA, Japan und Europa weniger als ein Drittel des Marktes ausmachen werden – 11 von 39 Milliarden Dollar.

Die Entwicklung lässt Experten wie den amerikanischen Marktanalysten Ross Young von DisplaySearch schlussfolgern, dass die beiden Formate wahrscheinlich über längere Zeit nebeneinander existieren werden. Am Ende könnte sich ein Kombi-Laufwerk durchsetzen, das sowohl HD DVD als auch Blu-ray Discs abspielen kann. Spekulationen über ein solches Universalgerät hatte es in der Branche bereits zur diesjährigen Computermesse CeBIT im März gegeben, kein Hersteller hat den technisch möglichen Brückenschlag jedoch bisher öffiziell angekündigt. Beide Lager üben sich derweil in Sieges-Rhetorik.

Unentschlossenheit der Industrie. Für eine lange Ko-Existenz der beiden HD-Formate (High Definition) spricht auch die Macht der beiden Industriegruppen, von denen keine die andere so ohne weiteres verdrängen kann. Hinter der BluRay Disc stehen Elektronik-Riesen wie Sony und Panasonic, im Lager der HD DVD sind die Konkurrenten Toshiba und NEC, aber eben auch Computer-Giganten wie Microsoft und Intel. Sony setzt zusätzlich auf die PlayStation 3 als Zugpferd, die am 17. November in die Läden kommt und wohl das günstigste BluRay-Abspielgerät wird (Europa-Preis von 500 bis 600 Euro). Beim zweiten wichtigsten Kaufargument neben dem Preis – dem Filmangebot – liefern sich die Rivalen ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Die meisten Hollywood-Studios veröffentlichen Filme in beiden Formaten. In Amerika sind derzeit 83 Titel auf HD DVD auf dem Markt und 57 für die BluRay Disc. Zum Weihnachtsgeschäft sollen weitere folgen.

Unausgereife Technologie. Erste Testberichte für die neuen Player fielen allerdings recht nüchtern aus. Zu den Kritikpunkten gehörten schleppende Bedienung, laute Lüfter und bei manchen Geräten und Filmen ausgerechnet auch noch Mängel bei der Bildqualität – dem eigentlichen Grund, sich für viel Geld einen hochauflösenden Videoplayer anzuschaffen.

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