Fakt ist, die Wirtschaft braucht Fachkräfte. Die Unternehmen klagen über zu wenige Fachkräfte. Daher startet das Land Niederösterreich mit einer Lehrlingsoffensive.
Susanne Rosenkranz (FPÖ), Landesrätin für Arbeit erläutert die Grundpfeiler, wie man langfristig Jugendliche für die Lehre begeistern will.

Susanne Rosenkaranz, NÖ Landtagsabgeordnete für Arbeit möchte Jugendliche für die Lehre begeistern.
oe24: Warum wollen Jugendliche keine Lehre absolvieren?
Susanne Rosenkranz: Die Gründe sind vielfältig: Einerseits liegt es im Flächenbundesland Niederösterreich oft auch an den Örtlichkeiten. Wie soll ein 15-jähriger zu einem Handwerksbetrieb mitten im Waldviertel kommen? Da scheitert es an der Erreichbarkeit. Andererseits wurde die Lehre in den vergangenen Jahrzehnten schlechtgeredet. Wir sind ein Land der Meister – nicht nur der Master. Das hängt mit Akademisierungsquoten zusammen und mit dem Trend studieren zu müssen. Dabei haben wir mit unseren Lehrlingen und Handwerkern die besten Erfahrungen. Handwerk hat goldenen Boden. Daher müssen wir auch am Image der Lehre arbeiten und die Jugend motivieren, wieder verstärkt in eine Lehre zu gehen. Hier muss man die Eltern abholen und ihnen aufzeigen, dass die Lehrausbildung Zukunft hat. Denn unsere Lehrlinge sind die künftigen Fachkräfte.
oe24: Wie sieht die niederösterreichische Lehrlingsoffensive konkret aus? Die Ausbildung ist auch modular organisiert. Was kann man sich darunter vorstellen?
Rosenkranz: Die Zahl der Lehrlinge war lange rückläufig. Mit der NÖ Lehrlingsoffensive haben wir eine Trendwende geschafft und bilden aktuell wieder rund 17.300 Lehrlinge in Niederösterreich aus. Sie basiert auf drei großen Säulen: Wir haben einmal die Jugendbildungszentren, zweitens die überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) und „Just for Job“. Besonders hervorheben möchte ich die Jugendbildungszentren. Ein Programm vom Land NÖ und dem AMS NÖ, an dem bereits 3.440 Menschen teilgenommen haben. Eine Erfolgsgeschichte, denn wir konnten schon 1.000 Teilnehmer an Lehrstellen oder Arbeitsplätze vermitteln und das Schöne ist, es ist ein modulares Sprungbrett, denn wir holen jeden einzelnen dort ab, wo er es braucht. Das modulare Angebot in Camps ist an sieben Standorten organisiert: Werkcamps zur Arbeitssimulation in Werkstätten, Aktivcamps für Teilnehmende mit psychischen oder physischen Problemen und Basiscamps, u.a. für das Nachholen des Pflichtschulabschlusses. So kann man eine große Bandbreite von Jugendlichen, von „ich kann mich gar nicht mehr motivieren“ bis zu „ich brauch nur noch den letzten kleinen Kick“ unterstützen, um eine Ausbildung abzuschließen.
oe24: Was ist das Ziel der NÖ Lehrlingsinitiative?Rosenkranz: Unser Ziel ist Menschen zu begeistern, dass sie eine Lehre im Betrieb oder überbetrieblich starten und so einen guten Einstieg ins Berufsleben finden. Denn die Lehrausbildung ist ein tolles Fundament. Der Lehrabschluss ist oft auch die Basis auf dem Weg vom Facharbeiter hin zum Meister und/oder Unternehmer. Und genau das braucht unser Land.