Burgtheater-Direktor

Hartmann startet durch

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Das Interview über Kleist, Brandauer und Leider-nicht-„Lulu“ Minichmayr.

Burgtheater-Chef Matthias Hartmann meldet sich mit einem starken Premieren-Weekend zurück. Das Interview über Kleist, Brandauer und Leider-nicht-„Lulu“ Minichmayr.

ÖSTERREICH: Am Wochenende starten Sie mit zwei Premieren. Weshalb der Doppelschlag?
Matthias Hartmann:
Wir beginnen zum einen mit einem Klassiker, den viele Menschen kennen – Kleists Zerbrochner Krug. Und zum anderen haben wir da einen völlig neue Text – Thomas Vinterbergs Kommune –, der noch nicht einmal geschrieben war und erst auf den Proben mit den Schauspielern erarbeitet wurde. Das zeigt die Spannbreite des Burgtheaters.
ÖSTERREICH:
Inszenierungen des „Zerbrochnen Krugs“ gibt es zuhauf. Welche Dringlichkeit besteht für Sie, dieses Stück neu „anzugehen“? hartmann: Normalerweise geht mein künstlerischer Weg dahin, dass ich gerne Undarstellbares auf der Bühne darstelle. Mich reizen Textflächen, Romane … Deshalb muss einmal in der Spielzeit ein wirklich gut gebauter Theatertext her, an dem ich meine Sinne schärfe und mein Handwerk ausprobiere. Und der Krug ist so ein gut gebautes Stück. Im Übrigen ist dieser Klassiker hochaktuell: Denken Sie an Telekom und Eurofighter oder an die Revolutionen am Mittelmeer, wo korrupte und halsstarrige Tyrannen versuchen, in ihren Ämtern kleben zu bleiben … Davon erzählt Kleists Zerbrochner Krug.

ÖSTERREICH: Im Burgtheater hat Schnitzlers „Weites Land“ mit Peter Simonischek Premiere. Erst hätte Brandauer spielen sollen, „konnte“ aber nicht mit Regisseur Alvis Hermanis …
Hartmann:
Brandauer in dieser Rolle zu sehen war mein Traum … Natürlich halte ich Simonischek für einen grandiosen Schauspieler, und ich freue mich sehr auf die Premiere. Aber ich trauere der Brandauerschen Interpretation nach.

ÖSTERREICH: Wenn Ihre Schauspieler Birgit Minichmayr und Nicholas Ofczarek in München Premiere haben, schauen Sie sich diese an?
Hartmann:
Wenn Caroline Peters in Köln oder Michael Maertens in Zürich Premiere haben, versuche ich ja auch zu kommen. Das wollen die Schauspieler, dass ich mich dort blicken lasse und ihnen einen Gruß aus der Heimat entbiete.

ÖSTERREICH: Keinerlei Animositäten zwischen Ihnen und Ihrer Leider-nicht-„Lulu“ Minichmayr?
Hartmann:
Von meiner Seite aus überhaupt nicht. Und übrigens: Die Theater gegeneinander aufzuhetzen – das betreibt nur die Presse. Nicht das Publikum.

ÖSTERREICH: Gibt es Neuzugänge am Burgtheater?
Hartmann:
Wir haben eine neue Begabung: Peter Miklusz kommt direkt von der Schauspielschule Berlin und hat bei uns seinen Einstand als Ruprecht im Zerbrochnen Krug. Er entzückt uns alle auf der Probe mit seiner Präsenz. Und im Oktober wird es einen jungen Romeo zu entdecken geben.

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