Kaufmann in Staatsoper

"Milieustudie gescheiterter Existenzen"

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Premiere von Puccinis Western-Oper „La fanciulla del West“.

Oper. Jonas Kaufmann, der bayerische Tenor mit der schwarzen Lockenmähne, debütiert als Dick Johnson in Puccinis Goldgräber-Oper La fanciulla del West im Haus am Ring. ORF 2 überträgt live (20.15 Uhr).

ÖSTERREICH: Inwieweit interessiert uns heute eine Oper, die unter Goldgräbern im Wilden Westen spielt?
JONAS KAUFMANN: Das ist ja das Tolle an Puccinis Musik: Sie bringt uns all diese Dinge, die wir heute als Wildwestromantik abtun, so nahe, dass man sich für diese Geschichte interessiert. Nicht nur für die Liebesgeschichte, sondern auch für die Geschichte der Goldgräber: eine treffliche Milieustudie gescheiterter Existenzen, aus der Puccinis Affinität zu den Sorgen und Hoffnungen des kleinen Mannes spricht.

ÖSTERREICH: Sie sind der ­berühmteste und schönste Opernsänger der Welt. Wie stressig ist das eigentlich?
KAUFMANN: So sehr man sich über solche Superlative freut – letztlich sind sie doch eine schwere Hypothek. Je höher die Erwartungen, desto größer der Erfolgsdruck. Man kann sich nicht 50 Mal im Jahr selbst übertreffen. Genauso wenig kann man ein ganzes Sängerleben Etiketten, wie „schönster Tenor“, gerecht werden. Zum Glück steht mein Äußeres heute nicht mehr so stark im Fokus wie noch vor sieben Jahren, als es nach meinem Met-Debüt richtig losging mit der internationalen Karriere. Da gab es oft so einen Unterton: Na ja, das ist halt ein Sänger für alle, die mit den Augen hören. Mittlerweile glaube ich aber, dass ich als Sänger und Schauspieler wahrgenommen werde und dass mein Aussehen als Bonus, nicht aber als entscheidendes Kriterium bewertet wird.


E. Hirschmann-Altzinger

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