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Lawinen-Airbag "kein Allheilmittel"

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Rettungssysteme wie Lawinen-Airbags sind zwar hilfreich, aber nicht das Allheilmittel nach Lawinenabgängen. Zu diesem Schluss kommt der Salzburger Bergretter Josef Schiefer aus St. Johann im Pongau. Die Teilnahme an Lawinenkursen verbunden mit dem Tragen der Standardausrüstung - Lawinenverschüttetensuchgerät, Schaufel, Sonde - und eines Lawinenballs "wäre das Sinnvollste überhaupt", so Schiefer.

Den Beobachtungen des Salzburger Bergführers und Ausbildners zufolge verwenden von Jahr zu Jahr immer mehr Tourengeher einen rund 700 Euro teuren Lawinenairbag. In diesem Winter haben bereits einige Schneesportler, die einen Airbag auslösen konnten, einen Lawinenabgang in den österreichischen Alpen überlebt. "Diese Unfälle werden gleich von den Medien dementsprechend transportiert, es gibt aber auch Unfälle, bei denen eine Auslösung nicht gelang beziehungsweise fehlschlug", sagte Schiefer im APA-Gespräch.

Obwohl die zwei Kissen des Airbags die Überlebenschance nach einem Lawinenabgang erhöhen - nach Angaben eines Herstellers bleiben 98 Prozent der Lawinenopfer nahezu unverletzt - ist das System laut Schiefer "nicht so ausgereift, dass es immer hilft. Wird der Tourengeher von einem Schneebrett überrascht, muss er in der Stresssituation noch die Zeit finden, um den Griff der Gaspatrone zu ziehen, damit sich die beiden Seitenflügel des Rucksackes aufblasen und der Verunglückte an der Oberfläche bleibt." Unfallstatistiken seien zudem umstritten. "Wünschenswert wären hier mehr wissenschaftliche Untersuchungen der angebotenen Systeme." Kein Hilfsmittel könne aber Ausbildung und Tourenplanung ersetzen.

Die effizienteste Hilfe ist für den erfahrenen Alpinisten die Kameradenrettung, vorausgesetzt, alle sind mit Piepser, Sonde und Schaufel ausgerüstet. "Als Solo-Geher bist du ganz klar im Nachteil. In den ersten 15 Minuten überleben noch 93 Prozent der Verschütteten. Da brauchst du wen, der dich schnell ausgräbt. Wenn Schneesportler gut ausgerüstet sind und Ausbildungskurse und Sicherheitstrainings besucht haben, stehen sie beim Bergen unter weniger Stress." Vorteilhaft für eine rasche Ortung sei ein "Lawinen-Ball" (Kosten: rund 180 Euro), der auf jeden Rucksack geschnallt werden kann. Es gibt bereits integrierte Systeme. Durch Ziehen einer Reißleine springt der Lampion auf. Er markiert auf dem Schnee die Stelle des Verschütteten. "Mit dem Kauf eines Rettungssystem ist es aber nicht getan. Die Leute müssen damit üben", so Schiefer.

Wer in eine Lawine kommt, sollte sich von Ski und Stöcken trennen, denn diese ziehen einen "wie ein Anker in die Tiefe", warnt der Salzburger. Deshalb sollte der Skifahrer bei der Abfahrt seine Hände aus den Stockschlaufen nehmen und Skistopper statt "antiquierte" Fangriemen verwenden. Allseits empfohlen wird, sich mit Schwimmbewegungen an der Oberfläche zu halten. "Das Wichtigste ist aber: Wenn die Lawine langsamer wird, eine Hockstellung einnehmen, Arme vor Brust und Gesicht kreuzen und das Gesicht mit den Händen bedecken, damit eine Atemhöhle entsteht."

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