Berlinale-Wettbewerb: Schon vor der Premiere der Bestsellerverfilmung „Feuerherz“ über eine Kindersoldatin in Eritrea gab es heftige Diskussionen um den Film.
„Mein Anliegen war nicht politisch“, erklärte der italienische Regisseur Luigi Falorni bei der Pressekonferenz zu seinem Film „Feuerherz“ am Donnerstag. „Wir erzählen lediglich die Geschichte eines Mädchens.“
Kindersoldatin
Die Geschichte dieses Mädchens basiert auf dem
2004 erschienenen Bestseller der deutsch-eritreischen Sängerin Senait
Mehari, die mit „Feuerherz“ ihre Kindheitserinnerungen erzählt. Mehari
schildert darin unter anderem ihre Zeit in einem Ausbildungslager der
eritreischen Befreiungssoldaten, die im Kampf um die Unabhängigkeit von
Äthiopien auch Kinder rekrutiert haben sollen.
Streit um Bestseller
Das Buch verkaufte sich rund 450.000 Mal,
doch schon 2005 wurden erste Zweifel an Meharis Glaubwürdigkeit laut. Von
Seiten der Eritreer hagelte es Vorwürfe der Sensationsgier und Verleumdung.
Nachdem sich die Autorin in Interviews gegen die Vorwürfe gewehrt hatte,
brachten zwei Eritreer eine Klage wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte
ein und Mehari wurde zu 9000 Euro Strafe verurteilt.
Das Urteil ist nicht rechtskräftig, der Verlag Droemer-Knaur hat Berufung eingelegt und sieht, gemeinsam mit Mehari, darin eine Kampagne, mit der eine Zeitzeugin der Vorgänge in Eritrea mundtot gemacht werden soll.
Negativwerbung
Auf derart Negativwerbung könnten Regisseur
Falorni und die Produzenten des Films, darunter der Österreicher Josef
Aichholzer, gut verzichten. Vor allem, weil sie sich nur lose an der Vorlage
orientiert haben. Im Zentrum des Films steht ein 8jähriges Mädchen, das im
Unabhängigkeitskrieg zwischen dem späteren Eritrea und Äthiopien in einem
Lager der Befreiungskämpfer zur Kindersoldatin ausgebildet wird.
Fakten
„Wir wollten einen Film über die Hoffnung machen und nicht
Meharis Biografie verfilmen,“ so Falorni. Auf die Vorwürfe eines
eritreischen Journalisten, der Film stelle falsche Behauptungen auf,
entgegnete Falorni: „Wir haben mit Wissenschaftern recherchiert und stützen
uns auf historische Fakten. Wenn jemand behauptet, es habe keine
Kindersoldaten gegeben, dann kann ich dazu keine persönliche Antwort geben.“
Drohungen
Zu Beginn der Dreharbeiten unterstützte die Regierung
das Projekt noch, im April 2007 beendete sie aber die Zusammenarbeit.
Falorni und sein Team mussten nach Kenia ausweichen. Doch auch dort
erreichten die Einschüchterungsversuche der eritreischen Regierung die
Darsteller, einige sprangen kurzerhand ab. Die wachsende Bedrohung machte es
notwendig, dass die restlichen Dreharbeiten von bewaffneten
Personenschützern überwacht werden mussten.
Angst
Während Autorin Senait Mehari am Donnerstag zur Premiere
nach Berlin kam, reiste keiner der eritreischen Darsteller an. „Viele haben
keinen Pass. Andere haben Angst“, so Falorni.
Der größte Erfolg des Films mag in seinem möglichen Echo liegen: Durch eine langatmige Inszenierung fehlt es „Feuerherz“, dem Film, an Qualität. Doch sollten durch die „Feuerherz“-Diskussionen öffentliche Maßnahmen gegen Kinder im Krieg forciert werden, ist der Film ein Erfolg.