Welser-Möst dirigiert Puccinis "La fanciulla del West"
Oper. La fanciulla del West ist meine am besten gelungene Oper“, sagte Giacomo Puccini. Trotzdem wird sie seltener gespielt als etwa La Bohème. Ab nächstem Samstag (5. 10.) gibt es die Gelegenheit, die Goldgräber-Oper in Bestform zu erleben: Franz Welser-Möst dirigiert, Jonas Kaufmann und Nina Stemme singen.
ÖSTERREICH: Wie haben Sie den Sommer verbracht?
Franz Welser-Möst: Wunderbar! Neuneinhalb Wochen arbeitslos …
ÖSTERREICH: Puccini polarisiert: Gérard Mortier etwa hat ihn bei den Salzburger Festspielen nie gespielt. Andrew Lloyd Webber dagegen hat sich häufig bei seinen wunderschönen Melodien bedient … Was sagen Sie?
Welser-Möst: Puccini ist ein genialer Musikdramatiker. Jetzt kann man sagen, dass manche seiner Melodie zu süßlich geraten sind … das ist Geschmackssache. Fanciulla jedenfalls ist fantastisches, eindrucksvolles Musiktheater!
ÖSTERREICH: Die Story ist skurril, es gibt Cowboys …
Welser-Möst: … nein, keine Cowboys, sondern Goldgräber. Die Oper handelt von Auswanderern. Über die Figuren weiß man nicht viel, und gerade das macht es so spannend. Es ist ein hoch brisantes Stück über Außenseiter.
ÖSTERREICH: Sie haben großartige Sänger zur Hand.
Welser-Möst: Alte Freunde treffen sich wieder … Es gibt vermutlich keinen Dirigenten, der Jonas Kaufmann so lange – vor allem aus unserer Zeit in Zürich – kennt wie ich. Er ist nicht nur ein genialer, sondern auch ein hochintelligenter Sänger. Ein famoser Darsteller und Gestalter! Ähnlich wie Nina Stemme: Diese beiden Sänger, diese zwei großen Persönlichkeiten zusammen in einer Produktion zu haben – dieses Glück hat man nur alle 30 Jahre! Wenn die Stemme die Bühne betritt, schaut man hin …
Christoph Hirschmann