Al Jarreau in Wien

Onkel Al und die Jazz-Geschichte(n)

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Al Jarreau beeindruckte mit der NDR Bigband im Wiener Konzerthaus.

Der lustige Onkel Al ist "in town" und erzählt Jazz-Geschichte(n): Star-Vokalist Al Jarreau erklettert auch im Alter von 76 noch jede Bühne und verbreitet dort pure Spiellaune. So bewiesen am Montagabend gemeinsam mit der NDR Bigband im Wiener Konzerthaus.

Al auf Krücken

Irritation am Beginn: Der 76-Jährige quält sich, gestützt von einem Assistenten auf der einen und einer dieser absurd großen amerikanischen Krücken auf der anderen Seite auf die Konzerthausbühne. Doch kaum sitzt Jarreau auf seinem Hocker und die Band beginnt, da erwacht seine fast kindlich anmutende Freude an der Musik. Al Jarreau singt sich durchs ältere Jazz-Repertoire, von Duke Ellington bis Billy Strayhorn, und nicht zu vergessen dem von ihm besonders verehrten George Duke. Vor Enthusiasmus hebt es ihn immer wieder rhythmisch aus seiner Sitzgelegenheit. Jarreau veredelt so manchen Klassiker wie Ellingtons "Take The A-Train" mit seinen immer noch extravaganten Interpretationen.

Bigband

Sichere Basis für die vokalistischen Höhen- und Ausflüge bieten die 17 Mann und eine Dame der NDR Bigband, die ja seit Jahren überzeugend beweist, dass auch Norddeutsche ordentlich grooven können. Zwischen den Songs erzählt Al Jarreau belustigt kleine Geschichten oder macht sich über die aktuelle Welt lustig. "Ich hab' kein iPhone, ich emaile nicht", meint er verschmitzt, um dann über "Twitter, Twatter ..." in den nächsten Song hineinzuscatten.

Bei den Zugaben durfte natürlich sein größter Erfolg, Dave Brubecks "Take Five", nicht fehlen, freilich auch in diesem Fall in einer sehr "expressionistischen" Version, in welche auch gleich Versatzstücke von Brubecks "Rondo A La Turk" eingearbeitet waren. Al Jarreau ließ mit ganz großer Spielfreude den Sergio Mendez-Hit "Mas Que Nada" folgen, eher er sein tolles Konzert mit "Summertime" beendete - da spendete das Publikum schon längst Standing Ovations, und das nicht nur, weil Jarreau den Gershwin-Klassiker statt im ziemlich bedrückenden Original-Sentiment in einer flotten Uptempo-Version bot.

Al Jarreau erlag in früheren Zeiten über weite Strecken dem unentspannten Streben nach absoluter Perfektion und Vokal-Akrobatik, was vor allem live oft als ziemlich affektiert rüberkam. Im höheren Alter sind solche Attitüden offensichtlich völlig von ihm abgefallen, es zählt nur mehr der absolute Spaß am Bühnengeschehen - heute ist Al Jarreau ein sonnig-strahlendes Gemüt mit musikdurchflutetem Körper und Geist.

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