Trent Reznor, Kopf und Querdenker der US-Band Nine Inch Nails, beschreitet mit dem Album „Ghosts I-IV“ Neuland am Vertriebssektor.
Bereits sein letztes Projekt „Niggy Tardust“, als Produzent mit dem
Spoken-Word Künstler Saul Williams, wurde ausschließlich im Internet
vertrieben und promotet. Keine Plattenfirma, keine PR-Maschine, kein Poster,
Flyer, TV-Spot, sondern Netzarbeit pur. Der Umsatz ist zwar so geringer,
gehört allerdings den Künstlern alleine.
(Foto: NIN)
Dieses Konzept hat das 42-jährige Multi-Talent nun zum Teil auch bei der neusten Veröffentlichung seiner Herzbuben, den Nine Inch Nails, umgesetzt, nachdem deren Vertrag mit der Firma Interscope vergangenen Oktober auslief.
Lizenz vom Verfassungsrechtler
Alle Titel von „Ghost I-IV“
wurden unter einer Creative-Commons Lizenz veröffentlicht. (siehe auch: creativecommons.org)
. Die nicht kommerzielle Weitergabe, so wie die Herstellung von Remixes der
Tracks ist erlaubt, wird der Urheber angegeben und bleibt die Lizenz
erhalten. Was vor allem CC-Erfinder Lawrence Lessig in Entzückung versetzte.
Derartig prominente Unterstützung erfährt der renommierte
Verfassungsrechtler eher selten.
Von Gratis bis Deluxe
Den Fans stehen zahlreiche Versionen von
Ghosts zur Verfügung. Die ersten neun Tracks stehen als Gratis-Download auf
der der zur Zeit überlasteten Webseite zur Verfügung. Für lediglich fünf
US-Dollar bekommt man alle 36 Songs inklusive einem 40-seitigen Booklet im
pdf-Format. Als Doppel-CD kostet der Spaß 10 US-Dollar, die Deluxe-Version
inklusive Daten-DVD 75 US-Dollar und das auf 2.500 Stück limitierte und von
Reznor handsignierte Ultra Deluxe Limited Edition Package kommt auf 300
US-Dollar.
Experiment gelungen – Musik lebt
Die 36
Instrumental-Stücke sind das Ergebnis einer Experimentier-Phase und
Jam-Session von Trent Reznor und seinen Mitmusikern Atticus Ross und Alan
Moulder. Brillantes Detail am Rande: Adrian Belew zupfte für Reznor die
Saiten. Der mittlerweile 58-jährige King Crimson-Gründer und Mitmusiker von
Frank Zappa, David Bowie und den Talking Heads, gab so manchem Song noch den
richtigen Farbanstrich. Zehn Wochen wurde am Album „impulsgetrieben“, wie
Reznor das auf der NIN-Webseite sagt, gearbeitet, dabei nichts überarbeitet
und vieles dem Zufall überlassen.
(Foto: NIN)
Harte Kost
Das Ergebnis kann sich sowohl Hören als auch Sehen lassen. NIN-Fans kommen dabei ebenso auf ihre Kosten, wie Freunde gepflegter Instrumental-Musik und diffiziler Soundtracks. Wer sich allerdings Klangteppiche À la Vangelis oder Mike Oldfield erwartet, sollte besser die Finger davon lassen, oder sich zunächst die ersten neun Gratis-Tracks zum Probehören besorgen. „Ghosts I-IV“ ist nämlich alles andere als leichte Kost, dafür macht sie den Hörer am Ende ordentlich satt.
Alle Downloads unter: http://ghosts.nin.com/