Der Konzertfilm von Martin Scorsese beleuchtet den Mythos der Kultband - Glanz und Glamour bei Berliner Filmfestival.
Frei nach dem Motto "Let's rock!" haben die Rolling Stones am Donnerstagabend die 58. Internationalen Filmfestspiele Berlin eröffnet. Zur Weltpremiere des Konzertfilms "Shine A Light" brachte Oscar-Gewinner Martin Scorsese alle vier Bandmitglieder mit. Berlinale-Direktor Dieter Kosslick hat nach eigenen Worten selbst lange nicht glauben können, dass er in diesem Jahr auf dem roten Teppich vor dem Berlinale-Palast tatsächlich Mick Jagger (64), Keith Richards (64), Charlie Watts (66) und Ron Wood (60) persönlich begrüßen wird. US-Regisseur Scorsese, auf der Berlinale zuletzt mit "Gangs of New York" vertreten, habe "die pure Essenz einer Kult-Band auf der großen Leinwand festgehalten", sagt Kosslick.
Für den außer Konkurrenz laufenden, 122 Minuten langen Dokumentarfilm hat
Scorsese die Energie geladene, mitreißende Ausstrahlung der Rolling Stones
bei zwei Konzerten im Beacon Theatre in New York eingefangen - aufgenommen
mit 16 Kameras im Oktober und November 2006. Dort traten die Musiker unter
anderem anlässlich des 60. Geburtstags des ehemaligen US-Präsidenten Bill
Clinton auf. Die Konzerte mit "Special Guests" wie Jack White von den White
Stripes, Christina Aguilera und Blues-Musiker Buddy Guy sind das Herzstück
des Films. Daneben zeigt "Shine A Light" auch einige seltene Archivaufnahmen
unter anderem aus den Anfangsjahren der Künstler vor mehr als 40 Jahren.
Gesichten
über die Menschen hinter den Stones
In den Eingangsszenen ist
zu sehen, wie der stets überaus korrekte und Detail versessene Scorsese fast
einem Nervenzusammenbruch nahe ist, weil Jagger ihm immer noch nicht die
Liste der auf dem Programm stehenden Songs gegeben hat und letzte Absprachen
fehlen. Jagger dagegen wird als durchaus eigenwilliger Mann gezeigt, an
dessen Mythos aber auch Scorsese nicht kratzt. Gezeigt wird auch, wie sich
die Weltstars brav bei Clintons Familienangehörigen und seinen Freunden
vorstellen. Solche interessanten, oft witzigen Szenen vom Geschehen hinter
den Kulissen, die ein Stück über den Menschen hinter dem Star zeigen, hätte
der Film noch mehr vertragen.
Im Mittelpunkt stehen aber eindeutig die Musik und Mick Jagger, der mit seinem sehnigen Körper wie ein Derwisch über die Bühne tanzt und sich völlig verausgabt. Scorsese gewann für sein Projekt zahlreiche preisgekrönte Kameramänner, darunter Robert Richardson ("JFK"), John Toll ("Braveheart"), Andrew Lesnie ("Herr der Ringe"-Trilogie) und Stuart Dryburgh ("Das Piano"). Die Berlinale wird erstmals mit einer Dokumentation eröffnet.
Filme von und mit Musikern sind ein Schwerpunkt der diesjährigen Berlinale, die bis zum 17. Februar in den verschiedenen Festivalreihen fast 400 Regiearbeiten zeigt. Nach den Rolling Stones werden unter anderem Neil Young und Patti Smith Filme über ihr Leben und Werk vorstellen. Popstar Madonna kommt, um bei der Premiere ihres Regiedebüts "Filth and Wisdom" (Schmutz und Weisheit) dabei zu sein.
Staraufgebot im Anmarsch
Im offiziellen Wettbewerb um den
Goldenen und die Silbernen Bären starten 21 Filme, darunter die
deutsch-österreichische Koproduktion "Feuerherz" des in München lebenden
Italieners Luigi Falorni ("Die Geschichte vom weinenden Kamel"). Der Film
erzählt von einer Kindersoldatin aus Eritrea. Er ist inspiriert von der
umstrittenen Autobiografie der Sängerin Senait Mehari.
Foto: AP Photo/Kevork Djansezian
Für die kommenden Tage sind auf jeden Fall Glanz und Glamour garantiert: Angekündigt sind Film-Größen wie Penelope Cruz, Scarlett Johansson (i.Bild), John Malkovich, Willem Dafoe, Natalie Portman, Isabella Rossellini und Ben Kingsley.