"... und diese Leute haben keine Chancen gegen mich"
Ich habe keine Chancen gegen die, und diese Leute haben keine Chancen gegen mich." So beschreibt Peter Handke in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" (Samstag-Ausgabe) den Konflikt um seine Positionen zu Jugoslawien, in dem die Fronten verhärtet scheinen. Im übrigen habe er "schon als Kind viel Hass auf mich gezogen".
Er könne nicht nachvollziehen, warum seine Texte für die Angehörigen der Opfer der serbischen Massaker unannehmbar seien, sagte der Nobelpreisträger: "Nein, es war damals in den Zeitungen eine grausige Sprache im Gange. Die Einseitigkeit, das Vorgefasste im Urteil, war so bösartig. Dadurch ist meine Sprache so herausgefallen aus dem Ganzen."
Keine Sympathie für Milosevic
Er habe nie "irgendeine Sympathie" für den serbischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic ausgedrückt, auch nicht bei dessen Begräbnis. Im Gefängnis habe er ihn besucht, "weil sein Anwalt mich darum gebeten hat. (...) Ich habe nicht das Gefühl gehabt, dass er mich benutzen wollte, aber er sah mich als Zeugen für später an, als Geschichtsschreiber. Er redete vom Amselfeld. Dass er den Serben dort gesagt habe: Niemand wird euch mehr schlagen. Mich hat das angeödet. Ich wollte ihn ablenken, aber er war nicht abzulenken."
Auf die Frage, ob er nicht das Verlangen verspüre, "sich von allem zu befreien, indem Sie sich noch einmal ohne Zorn öffentlich erklären", antwortet Handke: "Sagen Sie mir, was ich sagen soll! Schreiben Sie mir eine Rede! Sie kriegen ein Zeilenhonorar. Was machen Sie sich für scheißverlogene Sorgen um mich? Ich bin ein freier Mensch. Ich kenne keinen freieren Menschen als mich."
"Werde mich entschlossen verirren"
Dass er sich in dieser Sache verirrt habe, glaube er nicht, so Handke: "Mein Spruch ist: Ich werde mich entschlossen verirren. Das steht am Ende eines Journalbandes. Es gibt nichts Fruchtbareres, als sich entschlossen zu verirren. Aber wenn das jemand zu Jugoslawien sagt, dann haue ich ihm links und rechts eine herunter. Ich habe mich im Leben ordentlich verirrt, manchmal auch mit Vorsatz, aber im Schreiben nicht."
Eine strikte Trennung von Werk und Mensch befürwortet der Dichter nicht: "Ich bin nicht einer, der sagt, einem Schriftsteller ist alles gestattet. Der kann ruhig auch zwielichtig sein. Nein. Ich bin dafür, dass ein Schriftsteller versucht, auch als Mensch gut zu sein. Anders geht das nicht."
Auch die "Salzburger Nachrichten" haben den österreichischen Nobelpreisträger besucht. Die Zeitung macht daraus eine dreiteilige Reportage einer "winterlichen Reise zu Peter Handke nach Chaville", deren Auftakt heute veröffentlicht wurde und deren zweiter Teil am kommenden Samstag in "SN-Wochenende-Magazin" erscheinen soll. Sein Titel: "Nobelpreis, Jugoslawien und die Wut".