Gert Voss wurde aus dem Spital entlassen. Jetzt beginnt die Therapie, Comeback im Dezember.
Die ersten Schritte zurück ins Alltagsleben sind beschwerlich. Zumal dann, wenn sich die Verletzung als schwerwiegender erweist als ursprünglich vermutet: „Ich fragte die Ärzte, ob ein Tier in der Wildnis mit derartigen Wunden sterben würde“, erzählt Gert Voss, „sie sagten: ,Ja!‘“
Gestürzt
Wie berichtet, war der „König des Burgtheaters“ als Mephisto
in Faust I von einem vier Meter hohen Podium gestürzt und ins Wiener
Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus eingeliefert worden. Diagnose: Sprunggelenk
gebrochen, Wadenbein zertrümmert.
Voss hoffte auf baldige Wundheilung und Operation: „Ich werde darum kämpfen, so bald wie möglich wieder aufzutreten“, sagte er damals. Als sich nach einer Woche im Lorenz Böhler sein Zustand aber nicht gebessert, sondern deutlich verschlechtert hatte, veranlasste André Heller (Voss plant mit ihm ein Theaterprojekt) die Übersiedlung des Schauspielstars ins Rudolfinerhaus.
Lebensretter
„Nach einer Woche im Lorenz-Böhler-Krankenhaus“, so
Voss zu ÖSTERREICH, „ging es mir nicht gut. Die Entzündung wurde schlimmer,
der Primarius war auf verschiedenen Kongressen, und ich fühlte mich elend.
Am vorletzten Samstag besuchte mich mein Freund André Heller, war entsetzt
über meinen Zustand und bat einen ihm bekannten Unfallchirurgen und einen
Physiotherapeuten, sich mein Bein anzuschauen. Das Bein war dick und rot,
kurz vor einer Blutvergiftung.“
Operation
Die beiden „Weltmeister“ (so Voss), Dr.
Anton Wukowits und der Therapeut Thomas Marth – er behandelte
auch Hermann Maier nach dessen Motorradunfall –, brachten den Patienten ins
Rudolfinerhaus, wo die Entzündung umgehend mit Laser versorgt wurde. Letzten
Samstag ging die Operation erfolgreich über die Bühne.
Am 10. Oktober (Voss’ Geburtstag) wurde operiert. „Ich hatte ziemliche Angst davor“, sagt Voss. „Die Operation hat drei Stunden gedauert. Zunächst bekam ich einen Kreuzstich – da habe ich eine Stunde lang eine wunderbare Beethoven-Aufnahme mit Carlos Kleiber gehört. Dann dauerte die Operation zu lange, und man hat mir eine K.o.-Spritze verpasst. Jetzt habe ich acht Schrauben im Bein, aber es geht aufwärts.“
König des Burgtheaters
Am Montag ist Voss im Krankenhaus
schon mit Krücken „elf Stufen rauf- und runtergelaufen. Das war unglaublich
anstrengend, ich war schweißgebadet“. Noch am selben Tag wurde er aus dem
Spital entlassen. Gestern ging er erstmals zur Therapiestunde in Wukowits’
und Marths Praxis am Schwarzenbergplatz. Dorthin muss der „König des
Burgtheaters“ jetzt täglich, um das Bein richtig zu bewegen und wieder gehen
zu lernen. Den Gips sollte er maximal nach acht Wochen – bei erfolgreicher
Behandlung aber früher – los werden.
Voss ist optimistisch und hofft, bald wieder als umjubelter Mephisto auf die Bühne zurückkehren zu können: „Dezember ist realistisch“, sagt er. „Ich kann den Mephisto ja auch im Rollstuhl oder, wie seinerzeit Richard III., mit Krücken spielen.“