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Asyl und Flucht: Ob Österreich Afghan*innen aufnehmen sollte

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Die Regierung der Taliban droht Afghanistan zurück in puritanische Zeitalter zu stürzen und der IS verübte am gestrigen Tag einen versuchten Bombenanschlag auf den Flughafen Kabul.

Gleichzeitig weigert sich die österreichische Regierung stoisch Flüchtlinge aufzunehmen. Zu Gast im Studio sind Ghousuddin Mir, Leiter des Afghanischen Kulturvereins Wien, die Sängerin Awa Tajik, ehemalige ÖVP- und FPÖ-Politikerin Ursula Stenzel sowie Medizinstudent Ahamad Seyar. 

Asyl und Flucht: Ob Österreich Afghan*innen aufnehmen sollte
© Getty Images
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Ghousuddin Mir

Seit nunmehr 25 Jahren leitet Ghousuddin Mir seinen afghanischen Kulturverein. Mir wurde in Kabul geboren und schloss auch ebenda sein Studium der Logistik ab. Infolge des Bürgerkriegs flüchtete er 1933 aus Afghanistan und gelangte durch Unterstützung des ehemaligen ÖVP-Politikers Hermacora nach Österreich, wo er sich trotz Sprachbarriere schnell integrierte. Traumatisiert und geprägt von seiner eigenen Fluchterfahrung, fühlte Mir die Verpflichtung anderen Asylwerber*innen aus Afghanistan zur Seite zu stehen und gründete 1995 den ersten Afghanischen Kulturverein Wiens.

Seither organisierte er verschiedene Sprach- und Mathematiknachhilfekurse für afghanische Kinder und Erwachsene, Fußballturniere für Jugendliche um durch Sport zusammenzubringen, Rechtsberatung und Übersetzer*innen für Behördenwege und Asylverfahren. Auch flog Mir seit 2004 jährlich nach Kabul, um dort mithilfe von Spendengeldern Waisenkinder sowie Schulen zu unterstützen. Besonders am Herzen liegt ihm hierbei auch die Bildung von Mädchen und jungen Frauen. Des Weiteren organisierte Mir bereits fünf Friedenskonferenzen in den Jahren 1996, 1998, 2001, 2005 und 2014 in Wien, Hamburg und Rotterdam. Ziel war es weltweit verstreute Afghan*innen zu versammeln und gemeinsam Ansätze für Extremismusbekämpfung und Friedensstiftung zu erarbeiten. Es nahmen Afghanistan-Expert*innen aus ganz Europa sowie ranghohe afghanische Regierungsmitglieder teil.

Awa Tajik

In ihrem Song „Ashiq Naab“ singt Awa Tajik über Liebe und Tod. Die Sängerin lebt nun seit sechs Jahren in Österreich, so wie 44.000 ihrer Landsleute. Das stellt die zweitgrößte afghanische Community in der EU dar. Das Leben hier bedeute für eine Frau Freiheit, erklärt sie in einem Interview. Sich der Öffentlichkeit zu präsentieren, im Fernsehen aufzutreten, wäre in Afghanistan nicht möglich.

Ursula Stenzel

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Stenzel hat Publizistik, Politikwissenschaften und Geschichte (nicht abgeschlossen) studiert und ist ehemalige ORF- Fernsehjournalistin in Sachen Außenpolitik. Außerdem war sie als ehemalige ÖVP-Politikerin unter anderem von 1996 bis 2006 Delegationsleiterin der ÖVP-Delegation im Europäischen Parlament. Des Weiteren war Stenzel von 2005 bis 2015 Bezirksvorsteherin der ÖVP Wien/Innere Stadt. Später ging sie zur FPÖ, aus der sie mit November letzten Jahres austrat, nachdem sie bei der Wien-Wahl 2020 im 1. Bezirk keinen erneuten Erfolg einfahren konnte.

Jetzt will Stenzel zurück in den Journalismus, wo sie sich laut eigenen Aussagen wieder „kantigere Formulierungen“ erlauben kann, da diese nicht sofort in Zusammenhang mit der FPÖ gebracht würden. Bisher schien sie das aber nicht sonderlich zu zügeln, so bemerkte sie etwa im Sommer 2020 in der „ZiB Nacht“, dass Identitäre für sie nicht zwingend mit Rechtsextremismus in Verbindung stünden. Auch die Teilnahme an einer Identitären-Kundgebung im September 2019 zur Feier des Endes der Türkenbelagerung 1683 bereue sie nicht.

Ahamad Seyar

Auch Seyar ist aus Afghanistan geflüchtet, wo er Medizin studiert hat. Momentan sucht der junge Mann in Österreich um Asyl an. Er hofft sein Studium bald weiterführen zu können.
   
  

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