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Olivenöl ist schlechter als sein Ruf

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Kein einziges Produkt ohne Schadstoffe.  Fünf von 15 Ölen bestanden Test nicht.

Verheerende Ergebnisse beim neuesten Olivenöltest des Verbraucherschutzmagazins "Konsument": Fünf von 15 Produkten haben die Prüfung nicht bestanden, der Rest wurde mehr oder weniger von den Testern "abgewatscht". Kein einziges Öl ergatterte ein "Sehr gut", nur zwei ein "Gut", sieben weitere nicht mehr als ein "Durchschnittlich". Keines der getesteten Produkte war ohne Schadstoffe, zwei mussten aus der Untersuchung genommen werden, weil sie im Verdacht stehen, dass an ihnen unerlaubte Manipulationen vorgenommen wurden.

Gesundheitsfördernd?
Bereits vor vier Jahren testete der "Konsument" mit ähnlichen Ergebnissen. "Das ist besonders ärgerlich, da es sich bei Olivenöl um ein Produkt handelt, das als gesundheitsfördernd empfohlen wird", sagte Franz Floss, Geschäftsführer des Vereins für Konsumenteninformation (VKI), am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Heuer wurden Öle der höchsten Qualitätsklasse "nativ extra" angeschaut. Da es hier über 50 Produkte am österreichischen Markt gibt, wurden die 15 hochwertigsten unter die Lupe genommen, sagte VKI-Ernährungswissenschafterin Nina Zellhofer. Geprüft haben akkreditierte Experten des Deutschen Olivenöl Panels (DOP).

Durchgefallen!
Die Prüfung nicht bestanden haben "Carapelli" (gekauft bei Merkur), "Natürlich bei uns" (Zielpunkt), "Montolivo" (Interspar) und "Rapunzel" (Basic). Laut den vom VKI beauftragten Experten handelt es sich hierbei um Öle zweiter Güteklasse. Darüber hinaus wurden für die Produkte von "S-Budget" (Interspar) sowie "Spar Natur Pur" (Interspar) kein Testurteil vergeben, da der Verdacht auf Wärmebehandlung und mangelnde Frische bestand. Mit Wärmebehandlung ist es möglich, leicht fehlerhafte Öle qualitativ zu verbessern. "Spitzenqualität wird deklariert, aber nicht geliefert", kritisierte Floss.

Gesundheitsschädlich
Ein weiteres Problem waren die gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffe, kein einziges der getesteten Lebensmittel war frei davon. Die Öle beinhalteten Weichmacher und polyzyklische aromatische Wasserstoffe (PAK). PAKs entstehen bei unvollständigen Verbrennungen von organischem Material und sind u.a. krebserregend. In das Öl können die Stoffe etwa durch die Ernte in der Nähe von Waldbränden geraten, so Zellhofer. Weichmacher sind Substanzen, die aus Kunststoffen herausgelöst werden und schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben können. In das Produkt geraten sie womöglich durch den Herstellungsprozess, wenn das Öl in Kontakt mit Behältern oder Schläuche gerät. "Weder PAKs noch Weichmacher sollten in Olivenöl enthalten sein", meinte Zellhofer.

Bei der Kennzeichnung der Verpackung - Herkunft des Produkts bzw. Information über den Rohstoff - gab es kaum etwas zu beanstanden. Weniger gut sah es hingegeben bei den ausgelobten Hinweisen zur Ölgewinnung aus. Die Aussage, dass etwa "Ja! Natürlich" und "Iliada" (beide gekauft bei Merkur) ihr Olivenöl nach traditioneller Art pressen, glaubten die Tester laut VKI nicht. Auf Anfrage des "Konsument" gab "Ja! Natürlich" zu, dass die Angabe am Etikett fehlerhaft ist. Die Antwort von "Iliada" steht noch aus.

Das Beste
Echt Bio, erhältlich bei Penny, erzielte als bestes Produkt im Test eine "gute" Gesamtwertung. Mit 7,99 Euro pro Liter liegt es im preislichen Mittelfeld der 15 getesteten Olivenöle. Diese sind im Handel zwischen 3,45 und 12,98 Euro erhältlich. Aber lässt sich um einen solchen Preis gutes Olivenöl produzieren und nachhaltig wirtschaften? Bis ein Ölbaum Früchte trägt, dauert es Jahre und selbst dann wirft dieser nicht mehr als 20 Kilo Oliven ab. Für einen Liter Öl braucht es aber fünf Kilogramm Früchte, ergo macht dies vier Flaschen Olivenöl pro Baum. "Bezieht man sämtliche Kostenfaktoren mit ein, die sich bei Produktion, Transport und Vertrieb ergeben, stellt sich die Frage, wie dies bei einem Preis um rund vier Euro machbar ist", so Floss. "Zumindest eines ist aber sicher: Mindere Oliven-Qualitäten zu verarbeiten, mit unerlaubten Mitteln nachzuhelfen und darauf zu hoffen, dass es die Kunden nicht merken, ist der falsche Weg."

Verbraucher haben kaum Möglichkeit rauszufinden, ob es sich um hochwertige Produkte handelt oder nicht. Den Angaben auf der Verpackung ist nicht zu trauen. "Der Konsument kann nicht erkennen, ob es Spitzenqualität ist oder nicht", so Floss. "Den Expertengeschmack können Laien nicht rausfiltern", sagte Zahllhofer. Es war laut Floss jedoch nicht der letzte Olivenöltest von "Konsument"

Mehr Infos: www.konsument.at

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