Bauen und Wohnen

Artelier und Wohnung für die ganze Familie

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Mit großer Kreativität hat die Wiener Designerin „Alischa“ (Ali Schauer) ihre Villenetage zu einem beeindruckenden Abziehbild ihrer Persönlichkeit gestaltet – ein eigenes Atelier inklusive.

Diese Frau hat Klasse: groß, blond und mit perfekten Model-Maßen. Die Wohnung hat ebenfalls Klasse: Großzügig im Schnitt, aufgeteilt nach modernen Wohnkriterien, mit tollen Möbeln ausgestattet und mit einem bewundernswerten Gespür für Farben und Formen dekoriert – wir sind zu Besuch bei der Wiener Designerin und Innenarchitektin Ali Schauer, genannt Alischa.

Seit zehn Jahren genießt die erfolgreiche Alles-Desig­nerin ihre 135 Quadratmeter große Wohnung. Aus der einstigen Singlewohnung wurde ein Familiensitz für Lebensgefährten Robert Jasensky, den zweijährigen Sohn Henry und einen Hund. „Meine Wohnung war immer auch als Showroom konzipiert, so die Designerin, „denn meine Kunden empfange ich meistens in meinem Atelier.“ Nur zu verständlich, dass man mit seiner Wohnung dann auch ein wenig Werbung machen möchte. Mit Recht. Denn die Räume präsentieren sich allesamt bis ins kleinste Detail gestylt – und trotzdem mit einer einladenden Gemütlichkeit. Alischas Wohn-Leitspruch: „Eine private Wohnung sollte einen gemütlichen Ruhepol für den stressigen Alltag darstellen.“ Und für diesen „Ruhepol“ hat sie ihre eigene, recht anschauliche Mischung gefunden.

Ein kleines Vorzimmer verbindet Küche, Bad und Wohnzimmer und sorgt trotz der vielen Türen für eine gewisse Luftigkeit. Der erste Blick gilt dem Wohnsalon, der als repräsentatives Esszimmer genutzt wird. Helle Farben dominieren hier an den Wänden – wie übrigens in der ganzen Wohnung. In der Mitte ein Design-Klassiker: ein Knoll-Esstisch mit passenden Stühlen von Design-Star Eero Saarinen aus dem Jahr 1956. „Meine größte Leidenschaft sind die Flohmärkte in Wien, London oder Paris. Hier finde ich die Schätze für meine Arbeit.“

Ganz unorthodox hat Ali Schauer dazu einen alten Barockluster kombiniert, den sie frei Schnauze modernisiert hat. „Das Verwerten ist ein wichtiger Aspekt meiner Arbeit“, erklärt die Designer. „So kann ich aus vielen Stücken etwas ganz Spezielles fertigen.“ Zum Beispiel mit bunten Stoffen bezogene Stilmöbel, die sich in der ganzen Wohnung verteilt finden.

Auch das Wohnzimmer mit der offen angeschlossenen Küche entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als klassisches Beispiel für die Arbeit von Alischa. „Die Wand zur Küche habe ich wegnehmen lassen“, erklärt Ali Schauer, „um meine Idee von einem komplexen Küchenblock in einem offenen Raum umsetzen zu können.“

Der Küchenblock selbst ist aus Edelstahl mit einer schweren Granitplatte und stammt vom italienischen Küchenhersteller Arclinea (Entwurf Antonio Citterio). Kleinere Eckschränke hat Alischa in einem vergleichbaren Stil selbst dazu kre­iert und dabei kleine Wandnischen perfekt für zusätzlichen Stauraum genutzt. Geht man weiter ins Wohnzimmer hinein, fallen vor allem die alten, gut erhaltenen bunten Glasfenster auf, die den großen Raum in ein ganz spezielles Licht tauchen. „Das war für die damalige Zeit sehr typisch und ich bin froh, dass die Fenster über die Jahrzehnte heil geblieben sind“, sagt Ali Schauer voller Stolz.

Auch das Wohnzimmer führt das Konzept des Stilmixes geschickt weiter. Zu einer ausladenden Couch von Flexform in Creme wurde ein besonderer Wohnzimmertisch entworfen: Asiatische Füße in Verbindung mit einer strengen, kubischen Form plus Glasplatte: „Mir war es wichtig, einen Platz für meine vielen Magazine und Zeitschriften zu haben“, erklärt Ali Schauer ihre Motivation. Einen verspielten Gegensatz zum strengen Kaminblock mit eingebautem Flachbild-TV bildet ein wunderbarer Murano-Spiegel. Wie nicht anders zu erwarten ein Fundstück von einem Flohmarkt irgendwo auf der Welt.

Bei der Beleuchtung verlässt sich die talentierte Designerin auf das Können ihrer Kollegen. So finden sich in der Wohnung Wand-Einbaulampen von Xenon oder Flos-Leuchten im Design von Philippe Starck.

Ali Schauer wäre jedoch keine überzeugte Desig­nerin, wenn sie nicht dem ein oder anderen Leuchtkörper ihren persönlichen Stempel aufdrücken würde. Flugs werden da marokkanische Hängelampen bunt dekoriert und alte Deckenluster poppig aufgepeppt. Frei nach dem Motto: „Die Deko meiner Wohnung ändert sich mit den Jahreszeiten. Warme Farben für den Winter und kühlende Farben für den Sommer.“

Überraschend nüchtern in der farblichen Gestaltung präsentiert sich im Vergleich das Schlafzimmer. Nur ein modernes Gemälde und eine bunte Tages­decke aus ihrer eigenen Kollektion sorgen hier für einen gewissen farblichen Aufputz. Die kugeligen Deckenlampen erinnern stark an die 70er-Jahre und gehören zu den Lieblingsstücken der Designerin. Freilich: Auch hier wurde der Kopf des französischen Bettes mit einem Stoff nach den persönlichen Wunschvorstellungen von Ali Schauer bezogen.

Einen echten Farbenrausch für alle Sinne bietet dafür das Arbeitszimmer, sprich das Atelier. Hunderte Stoffmuster hängen fein säuberlich geordnet an den Wänden. Dutzende, farbenprächtige Taschen aus der eigenen Kollektion sind wie in einer noblen Boutique an der Wand in Stellagen aufgereiht und der große Arbeitstisch in der Mitte ist so vollgeräumt, dass er nur einen kleinen Ausschnitt der enormen Schaffenskraft von Ali Schauer zeigen kann. Dass in diesem Showroom dann doch noch gearbeitet wird, verrät ein kurzer Blick auf den kleinen Schreibtisch im malerischen Erker: kreatives Chaos pur!

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Das Schlafzimmer präsentiert sich eher nüchtern und erhält nur durch die Tagesdecke einen Deko-Tupfer.

Der massive Küchenblock im offenen Wohnraum ist ein italienisches Meisterstück.

Design-Klassiker wie etwa der Saarinen-Tisch von Knoll dominieren das Esszimmer.