Bauen und Wohnen

Weite Räume statt Minizimmer

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Großzügigkeit war das Leitmotiv beim Umbau des Korneuburger Hauses, in dem die Lebens- und Sozialberaterin Dora Plessing mit ihrem Lebensgefährten Gerhard Fleck wohnt.

Mit einem kleinen Word-Rap beschreibt Dora Plessing die unterschiedlichen Funktionen ihres Refugiums: „Freunde, Gäste, Kochen, Kommunikation. Aber auch Rückzug, Entspannung und selbstverständlich Wohlfühlen.“ Ein paar Worte nur, und trotzdem eine fast perfekte Beschreibung ihrer Wohnsituation. Kurz: die ideale Erfüllung eines lang ersehnten Wohntraumes, der sich unweit von Wien im Zentrum von Korneuburg befindet.

Ein schickes, gut 100 Jahre altes Haus nennt Dora Plessing ihr Eigen. „Früher gab es in diesem kleinen Haus drei Miniwohnungen“, erzählt sie von der Übernahme der Liegenschaft. „Wir haben dann im Zuge des Um- und Ausbaues Wände herausgerissen und den Dachstuhl ein wenig gehoben.“ Jetzt freut sich die studierte Sängerin täglich beim Aufstehen über ihren persönlichen Wohnluxus. Denn: „Wohnluxus bedeutet für mich, sich in seinen vier Wänden ganz leger bewegen zu können“, so das persönliche Wohncredo. Und weiter: „Zum Wohlfühlen brauche ich natürliches Licht, Sonne und Räume mit viel Bewegungsfreiheit“, bringt sie die Voraussetzungen für ideales Wohnen à la Plessing auf den Punkt.

Satte 180 Quadratmeter Wohnfläche verteilt auf Erdgeschoß plus ausgebautes Dach sind nach den Sanierungsarbeiten entstanden – ein kleiner, hübscher Garten mit Terrasse inklusive. Ein adrettes Haus in einer damals wie heute geschätzten Wohnanlage. Aus den vielen kleinen Zimmern wurden wenige, dafür große Räume. Die Böden wurden mit Fischgrätparkett der Entstehungszeit des Hauses angepasst. Nur die zwei Badezimmer entsprechen freilich dem heutigen Sanitärstandard. Frei nach dem Motto: klein, aber fein!
Im Erdgeschoß fällt das großzügig dimensionierte Wohnzimmer auf den ersten Blick auf: Farbige Wände in Rot und Gelb sorgen für einladende Gemütlichkeit. Das Sofa im XXL-Format sowieso: „Die große Couch habe ich für meine Freunde, damit sie gemütlich knotzen können“, sagt Dora Plessing. Nachsatz: Mein Haus ist ein offenes Haus und Freunde sind jederzeit willkommen.“

Mit liebevoll dekorierten Accessoires, etwa Lampen im maurischen Stil oder persischen Teppichen, wird die kubische, gerade Einrichtung geschickt aufge­lockert. Ein Design-Klassiker, ein gusseisener Ofen von Rika, bringt gerade in der kalten Jahreszeit wohlige Wärme in das Zimmer – und unterstützt damit das angenehme Raumgefühl.

Das untere Stockwerk könnte man gut und gerne auch als Haus der Begegnung bezeichnen. Denn fast alles, bis auf die kleine Schreibtischecke im Wohnzimmer, ist auf geselliges Beisammensein ausgerichtet. Auch die Küche ist kein reiner Arbeitsraum, sondern eine Kombination aus Koch- und Speisezimmer. „Ich koche gern, lasse mich aber dabei auch durchaus gern unterhalten“, meint die Hausfrau. „Wer will schon beim Kochen allein in einer kleinen Küche stehen?“ Daher wurde der

Küchenblock, übrigens ein eigener Entwurf, kurzerhand in die Mitte des Raumes verfrachtet und bildet damit die Kommunikationsbrücke zum Esstisch mit netter Bank auf der Breitseite. „Den Tisch habe ich ebenfalls nach meinen Entwürfen anfertigen lassen“, vergisst Dora Plessing nicht zu betonen.

Auch die ungewöhnliche Deckenbeleuchtung ist ihre Idee: Ich habe marokkanische Kerzenleuchter in Serie montieren und elektrifizieren lassen.“ Gelebte Individualität als gelungene, persönliche Note. „Gegensätze dürfen sich vereinen“, sagt auch die Bewohnerin selbst und führt in den ersten Stock des ehemaligen Zinshauses – mit völlig gegensätzlicher Funktion zum Parterre: „Dies ist mein bzw. unser ganz persönlicher Bereich, wo wir uns zurückziehen und arbeiten können“, betont Dora Plessing und versichert: „Hier oben höre ich nicht einmal das Telefon – und auch nicht die Haustürklingel.“

Ein großer, fast leerer Raum dient als Arbeitszimmer. Hier empfängt die Lebens- und Sozialberaterin Dora Plessing auch ihre Klienten. „Ich habe eigentlich Gesang studiert“, erzählt sie von ihrem Lebenslauf, „war dann einige Jahre im fixen Engagement und habe mich dann doch gegen die Bühne und für einen sozialen Beruf entschieden“.

Um im Arbeitszimmer für eine lockere Atmosphäre zu sorgen, wurde die große Wand mit einem Wandgemälde verziert: Ausblick auf das Meer wie auf einer griechischen Insel. So üppig die Wandbemalung, so minimalistisch die Ausstattung. Nur einige einfache, nach der Funktion designte Möbel sorgen für ein nüchternes Klima: Für das Ambiente in diesem Zimmer sorgt Dora Plessing mit ihrer freundlich-liebevollen Art sowieso lieber selbst.

Auf derselben Ebene wie das Büro liegt auch das Schlafzimmer des Bewohnerpaares. Sozusagen wie ein nahtloser Übergang zum Himmel wurden hier die hohen Wände mit Schwammtechnik in einem heimeligen Blau getüncht.
Über eine kleine Hühnerleiter geht es nochmals weiter in den Giebel, in das Allerheiligste. Hier unter einem großen Dachfenster steht das Bett mit freien Blick nach draußen – für beruhigendes Einschlafen bei Sternenhimmel und angenehmes Aufwachen mit den ersten Sonnenstrahlen. Auch der Platz darunter wurde perfekt genutzt: Hier befindet sich das Badezimmer des Paares.

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Das große, gemütliche Gästezimmer ist nicht nur Platz für die Mitglieder der Familie sondern genauso für die zahlreichen Freunde und Gäste.

Farbenpracht statt Weißkalk: Doris Plessing schätzt die bunten Wände ihres Hauses.

Die Küche wurde als Kommunikationsraum geplant und eingerichtet.

Dora Plessing versucht, beim Wohnen Gegensätze zu verbinden.