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Zu hohe Erwartungen in der Weihnachtszeit

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Unter Notrufnummer 142 werden Lösungsansätze erarbeitet.

Die Telefonseelsorge im Bundesland Salzburg hat mit rund 1.000 Anrufen pro Monat eigentlich das ganze Jahr über Hochsaison. "Zur Weihnachtszeit sind die Gespräche allerdings emotionaler, gehen mehr in die Tiefe", sagt deren Leiter Gerhard Darmann. Der steigende finanzielle Druck, die Angst, zu wenige oder nicht die passenden Geschenke zu kaufen, die Angst vor dem Versagen und dem Alleinsein, all diese Sorgen können sich die Anrufenden anonym und kostenlos unter der Notrufnummer 142 rund um die Uhr von der Seele reden. Im APA-Gespräch geben Mitarbeiter der Hotline ein paar praktische Tipps zur Entschleunigung im Advent.

Anrufen!
"Unsere Botschaft ist: Schon beizeiten zum Hörer greifen und reden", rät der Psychotherapeut und Theologe all jenen, die schon länger psychisch Belastendes mit sich herumschleppen und deren Verwandte und Freunde die Klagen nicht (mehr) hören können. "Wir wenden uns den Anliegen aufmerksam zu. Wenn die Anrufenden das Gefühl haben, sie werden ernst genommen, ist das der erste Schritt zur Entlastung."

Lösungsansätze

140 weibliche und männliche Seelsorger erarbeiten Lösungsansätze im "geschützten Telefonat". Beispiel Weihnachten: "Ein Geschenk soll von Herzen kommen. Der finanzielle Wert ist nicht entscheidend", gibt die diplomierte Lebens- und Sozialarbeiterin Gudrun Köck zu bedenken. Man könne eine finanzielle Grenze pro Familienmitglied für die Geschenke festsetzen. Einer Großmutter mit vielen Enkeln helfe vielleicht der Rat, dass auch ein Kino-Gutschein Freude bringt.

 "Wenn die Maxime aus der Wirtschaft 'ständig mehr' lautet und wir aber wissen, dass die Ressourcen begrenzt sind, ist Gegensteuern sehr wichtig. Wir haben den Eindruck, es melden sich jetzt mehr Leute bei uns, die in finanziellen Krisen sind", sagt Köck.

Eigene Seele pflegen

Wie gestaltet ein Telefonseelsorger seine Adventzeit, um nicht selbst in den Sog der Kommerzialisierung der "besinnlichsten Zeit des Jahres" zu geraten? Darmann: "Die Pflege der eigenen Seele ist wichtig. Den Alltag entschleunigen, eine angenehme Atmosphäre auch am Arbeitsplatz schaffen. Mehrere kurze Pausen zum Innehalten einlegen. Gemeinsam Tee trinken und Kekse essen."

Dem Einkaufsstress entgeht der Theologe mit einer einfachen Regel: "Was mir wichtig ist, besorge ich bereits früher. In unserem Team vereinbarten wir, zu "wichteln": Ein Mitarbeiter überlegt sich nur für eine bestimmte Person ein Geschenk. Jeder bekommt bei der gemeinsamen Bescherung dann ein Packerl." Auch innerhalb der Familie wäre so ein System möglich", ergänzt Köck.

Nicht alleine sein
Die Telefonseelsorge vermittelt auf Wunsch auch Vorschläge, wo man das Weihnachtsfest in Gemeinschaft feiern kann, um nicht allein zu sein: Zum Beispiel in Klöstern oder im ABZ-Haus in der Stadt Salzburg. Auch Schreiben tut der Seele gut: Seit Jänner 2012 gibt es die Online-Beratung der Telefonseelsorge Österreich auf den Plattformen www.telefonseelsorge.at und www.ts142.at. Innerhalb von 48 Stunden wird geantwortet.

"Mit der kids-line haben wir auch einen guten Draht zur jungen Generation und ihren Anliegen", sagt Darmann. Diese Hotline ist täglich erreichbar von 13.00 bis 21.00 Uhr unter der Nummer 0800-234-123, kostenlos vom Festnetz oder Handy aus oder unter salzburg@kids-line.at. "Als virtuellen Marktplatz brauchen wir in Zukunft auch das Facebook. Für dieses Projekt, das wir mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft planen, haben wir beim Land Salzburg um Starthilfe angesucht."
 

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