Prozess in Wien

Bankräuber: "Sorry, ich hab ADHS"

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Ein Banküberfall im 3. Bezirk im Februar, bei dem der bewaffnete Räuber nach wenigen Minuten gefasst worden war, wurde am Mittwoch am Landesgericht Wien verhandelt. Der Prozess überraschte mit durchaus originellen Details.

Wien. Mit der wohl kuriosesten Begründung seit langem erklärte ein einschlägig vorbestrafter Pole, warum er dennoch wieder mit kriminellen Ansinnen und mit einer Airsoft-Pistole bewaffnet in ein Geldinstitut geschritten war: "Ich habe gesundheitliche Probleme, eine bipolare Störung und ADHS, keinen starken Willen und deswegen ständig Probleme." Der 35-Jährige betonte noch, "kein schlechter Mensch, aber sehr sensibel" zu sein. Mit dem Coup in Wien habe er (wieder einmal) einen Fehler begangen und verspricht: "Ich beende hiermit meine kriminelle Karriere."

Danach fasste er am Straflandesgericht dennoch - nicht rechtskräftig - 10 Jahre Haft aus.

Bankräuber Landstraße Wien Pole

Konnte kaum stillsitzen: der angeklagte Pole.

© Fuhrich
× Bankräuber Landstraße Wien Pole

Mädchen erlebte Schock des Lebens

Besonders leid tat einem in dem Fall der Kassier bzw. die Kassierin, die an jenem Tag in die Mündung die Pistole des Masken-Mannes blicken musste: Es war eine 15-jährige Schülerin, die in der Filiale ihre berufspraktischen Tage (zum Kennenlernen von Jobs) absolvierte. Gegenüber der Polizei schilderte die Jugendliche, die eine Karriere als "Bankangestellte" wohl für immer abgehakt hat: "Ich hatte sehr viel Angst. Ich dachte, ich könnte sterben und werde jetzt erschossen."

Vor Gericht musste der Teenager nicht aussagen. Sein Vater hatte sich im Vorfeld sehr besorgt über die psychischen Folgen gezeigt und seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, die Tochter werde hoffentlich keine dauerhafte psychologische Betreuung benötigen. Um das Mädchen nicht weiter zu belasten und weil der Angeklagte umfassend geständig war, konnte auf die Einvernahme verzichtet werden.

Übrigens: Nach Wien sei der Angeklagte deshalb gefahren, "weil ich ein bisschen Deutsch spreche und es nicht weit ist".  Der Pole mietete sich einen Pkw, mit dem er am Stadtrand zunächst einen Baumarkt ansteuerte, wo er von einem geparkten Auto die Kennzeichen abnahm und die gestohlenen Nummerntaferln auf sein Fahrzeug montierte. Dann suchte er per Navi eine günstig gelegene Bankfiliale, parkte den Wagen davor, zog sich eine Sturmmaske über und schritt mit den Worten "Das ist ein Überfall!  Geld her, schnell!" zur Tat.

Zeugen sahen den Räuber bei der Flucht in den Pkw einsteigen, fünf Minuten später wurde der Lenker gestoppt und verhaftet.

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