LH Niessl: Einstiges Schlusslicht sei "ein Vorzeige-Bundesland" geworden.
Mit einer Festsitzung des Landtages und einer großen Feier mit der Bevölkerung am Europaplatz vor dem Landhaus in Eisenstadt haben am Sonntag, die Veranstaltungen zum Jubiläum "90 Jahre Burgenland" ihren Höhepunkt erreicht. An der Sitzung nahmen auch Bundespräsident Heinz Fischer sowie Bundeskanzler Werner Faymann (S), Vizekanzler Michael Spindelegger (V) sowie Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (S) teil. Landeshauptmann Hans Niessl (S) dankte den Burgenländern in seiner Rede für ihren Einsatz beim Aufbau des Landes.
Das Burgenland sei unter schwierigen Umständen gestartet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sei der Eiserne Vorhang für die Grenzregion ein großer Nachteil gewesen. Die Entwicklung des Burgenlandes sei "eine Geschichte des Aufstiegs", erklärte Niessl. Aus dem einstigen Schlusslicht sei "ein Vorzeige-Bundesland" geworden.
Aus der ärmsten Region Österreichs sei "in vielen Bereichen eine Modellregion geworden." Die historischen Veränderungen in Europa, die Ostöffnung und der EU-Beitritt hätten dem Burgenland neue Chancen eröffnet. "Wir haben diese Chancen genutzt. Und wir haben die Zukunft fest im Blick", sagte Niessl.
Eine Besonderheit des Burgenlandes sei das partnerschaftliche Miteinander der Volksgruppen und Konfessionen: "Hier ist ein geistig-kulturelles Klima entstanden, das von Toleranz und Offenheit geprägt ist." Dieses Klima gelte es zu pflegen. Zum Aufstieg des Burgenlandes habe auch das partnerschaftliche Miteinander mit dem Bund beigetragen.
"Dramatische Geburtsvorgänge"
Er freue sich, dass man "in guter Stimmung und mit Stolz einen schönen, runden Geburtstag" feiern könne, sagte Bundespräsident Fischer, der "herzliche Geburtstagsgrüße an das Burgenland" überbrachte.
Das Staatsoberhaupt erinnerte an die"dramatischen Geburtsvorgänge" rund um die Entstehung des Burgenlandes. Nach dem Vertrag von St. Germain 1919, in dem es Österreich zugesprochen wurde, habe es noch zwei "turbulenten Jahre mit schwierigen Verhandlungen" gedauert, bis das Burgenland ein fixer Bestandteil der Republik Österreich gewesen sei.
Auch die "Kindheit" des Burgenlandes sei - bedingt durch wirtschaftliche Not in den 1920er und 1930er Jahren - eine schwierige gewesen. Von den politischen Turbulenzen der Ersten Republik und den furchtbaren Jahren nationalsozialistischer Diktatur sei das Burgenland nicht verschont geblieben.
An die Hilfsbereitschaft der Burgenländer 1956 im Zuge des ungarischen Volksaufstandes erinnere man sich in ganz Österreich mit Respekt und auch im heutigen Ungarn mit Dankbarkeit. Zeitgeschichte geschrieben habe das Land auch 1989 mit dem Fall des eisernen Vorhanges.
Die Bereitschaft zum Blick nach vorne und zur Zusammenarbeit sowie Engagement und Fleiß der Menschen im Burgenland seien entscheidende Grundlagen für das Erreichte, meinte Fischer, der sich bei den Burgenländern für ihre bisherigen Leistungen bedankte.
Nach dem offiziellen Festakt begaben sich die Politiker auf den Europaplatz vor dem Landhaus, wo für die Bevölkerung mehrere Festzelte aufgebaut wurden. Die Menschen konnten die Sitzung auf Videowalls verfolgen. Anschließend begann ein Unterhaltungsprogramm, bei dem unter anderem am Nachmittag auch historische Traktoren vor dem Landhaus auffuhren.