Von Sohn erstochen

Darum musste Mutter des Botschafters sterben

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Der Bruder war immer der Held, er der Loser. Bis Oliver B. seine Mutter (80) erstach.

Bgld./Stmk. Ungleicher können Brüder kaum sein: Der eine studierte nach dem Gymnasium in Graz Geschichte, später in Wien Philosophie. Nach weiteren Aufenthalten quer durch Europa trat der heute 50-Jährige ins Diplomatische Korps des Außenministeriums ein, ist inzwischen österreichischer Botschafter in einer früheren Sowjet-Republik.

Sein großer Bruder scheiterte dagegen. Der heute 55-Jährige schlug sich eher durch, trank zu viel, musste in fachärztliche Behandlung, verlor seine Jobs. Zuletzt den als Busfahrer. Oliver B. lebte bei der Mutter.

Zwischen ihr und dem ältesten Sohn soll es seit Jahren Spannungen gegeben haben. Rosemarie B. soll ihrem Ältesten immer wieder die Karriere des Jüngeren vorgehalten haben. Den 55-Jährigen betrachtete sie wohl als schwarzes Schaf der Familie, als Versager.

Täter: "Sie hat wieder mit mir gekeift"

Anfang der Woche entluden sich die Anspannungen an einer Kleinigkeit. Rosemarie B. machte ihren Sohn dafür verantwortlich, dass die Bohrmaschine nicht mehr funktionierte, beschimpfte ihn. Da nahm der Sohn ein Messer, stach mehrfach auf seine Mutter ein. Die schreckliche Tat geschah im Haus des Diplomaten in Mühlgraben bei Jennersdorf. Eine Nachbarin entdeckte die blutüberströmte Leiche, der Sohn überlebte verletzt einen anschließenden Selbstmordversuch.

Er sitzt in Eisenstadt in U-Haft, ist voll geständig, bereut die Tat: „Sie hat wieder mit mir gekeift“, sagte er zu seiner Verteidigerin Astrid Wagner. Die renommierte Anwältin geht von einer Tat im Affekt aus.

Totschlag statt Mord, doch darüber werden die Geschworenen entscheiden. Oliver B. droht lebenslange Haft, für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
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