Schmuggel

Die Tricks der Zigarettenmafia

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Überaus innovativ präsentiert sich die Zigarettenmafia, wenn es um den Schmuggel der Tabakwaren geht.

Angesichts der am Donnerstag bei einem von Philip Morris organisierten Workshop in Wien genannten Gewinnspannen ist das kein Wunder: Ein Container gefälschter Zigaretten kostet in der Produktion rund 100.000 Euro, bringt im Verkauf aber eine Million, wie Dettmar Delbos von der Philip Morris GmbH sagte.

Ausgehöhlte Baumstämme
Siegfried Wittwer von der EU-Betrugsbekämpfungsbehörde OLAF berichtete etwa von der Operation Flames, die 2003 über die Bühne ging. In deren Zuge brachten die Ermittler einen Lkw auf, der vorgeblich nur Baumstämme geladen hatte. Doch das Gut war ausgehöhlt worden: Darin befanden sich Zigaretten, die Enden der Stämme waren verschlossen.

Aufgefüllter Drehkranz bei Lkws
Durchaus üblich ist es laut Herwig Heller, Leiter der Betrugsbekämpfung im Finanzministerium, dass der Drehkranz von Sattelschleppern - also jener Bereich, wo die Zugmaschine mit dem Hänger verbunden ist - mit Schmuggelgut ausgefüllt ist. Ebenfalls wurden Gartenzäune und Holztüren als Tarnung verwendet. Die Produkte waren jeweils hohl und mit Zigarettenstangen ausgefüllt. Die Fahnder entdeckten auch schon präparierte Jacken.

Abnorme Angaben für Schmuggler gefährlich
" Risikoreich ist es für die Schmuggler immer, wenn etwas außerhalb der Norm ist. Wir hatten zum Beispiel einen Lkw voll mit Keksen aus der Steiermark, die nach Großbritannien geliefert werden sollte. Wer bringt schon Kekse nach England? Es war ein Volltreffer", erzählte Heller. Genauso " spanisch" kam den Fahndern ein Lkw vor, der bulgarisches Gemüse in die Niederlande - eine Hochburg in der Produktion dieser Lebensmittel - lieferte.

Besonders trickreich sind die illegalen Zigarettenproduzenten auch in der Herstellung - und besonders gefährlich. Laut Wittwer wurden unter anderem Kot und Plastik in den Falsifikaten gefunden.

Auch trickreicher Verkauf
Beim Verkauf ist die Zigarettenmafia ebenfalls gut organisiert. Heller zufolge werden die Tabakwaren in Deutschland in Viererteams an die Kunden gebracht. Ein Mitglied verkauft die Ware, ein zweites bringt sie an den Geschäftsort, während ein drittes das Geld wegbringt und das vierte aufpasst wegen neugieriger Behörden.

"In Wien haben wir das so durchorganisiert noch nicht gefunden, aber am Mexikoplatz ist immer was los", sagte der Betrugsfahnder. Den Kriminellen kommt dabei die bauliche Beschaffenheit dort zugute - die Keller der Häuser sind miteinander verbunden, und ein Aufpasser ist auch in Wien immer am Werk.

Drogenhunde nicht süchtig
Heller zufolge sind Suchhunde und mobile Scangeräte die wichtigsten Instrumente der Fahnder. "Der Hund wird übrigens nur über den Spieltrieb trainiert, der will keine Zigaretten nach dem Fund. Der will eine Knackwurst als Belohnung", räumte er mit einem weit verbreiteten Gerücht über die angebliche Nikotinsucht der vierbeinigen Schnüffler auf.

Mit einer Reorganisation im Zoll hofft der Leiter der Betrugsbekämpfung in Zukunft auf neue Fahndungserfolge: Die Zahl der Zollämter wird auf neun reduziert - eines pro Bundesland. Gleichzeitig wird bis März 2007 die Zahl der Fahnder um 40 erhöht. Auch die Zahl der mobilen Kontrollstationen werde aufgestockt.

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