Kunststoffabfälle

EU-Parlament will weniger Plastiksackerl

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80% weniger leichte Sackerl bis 2019. Abstimmung nicht endgültig.

Das EU-Parlament will in den kommenden Jahren die Plastik- und Kunststoffabfälle in der EU drastisch verringern. Bis 2019 sollen die Bürger in der Europäischen Gemeinschaft beispielsweise 80 Prozent weniger der ganz leichten Plastiksackerl verwenden. Diese werden am häufigsten genutzt. Eine entsprechende Entschließung verabschiedete das Parlament am Mittwoch in Straßburg.

Verhandlugnen mit EU-Regierungen
Diese Abstimmung ist allerdings nicht endgültig. Das Parlament muss erst noch mit den EU-Regierungen verhandeln. Die Gespräche sollten nach den Europawahlen beginnen, möglicherweise noch in diesem Jahr. "Die Maßnahmen, die wir verabschiedet haben, sind längst überfällig", sagte die SPD-Europaabgeordnete Jutta Haug. 2010 wurden 95,5 Milliarden Plastiksackerl in der EU ausgegeben.

Vorgesehen ist, dass die EU-Länder mit eigenen strengen Regeln die Plastikflut weiter eindämmen dürfen: Beispielsweise mit Abgaben, Steuern oder Verboten. Ziel des Parlaments sei es, innerhalb von fünf Jahren den Verbrauch von Einweg-Plastiksackerl von 176 pro Kopf und Jahr auf 35 Sackerl zu senken, sagte der Vorsitzende des Umweltausschusses, der SPD-Europaparlamentarier Matthias Groote.

100 Milliarden Sackerl por Jahr in Europa

Sehr dünne Sackerl, wie sie für Fisch oder Käse verwendet werden, sind aus hygienischen Gründen notwendig und fallen nicht unter die Regelung. Von den fast 100 Milliarden Sackerl in Europa, die pro Jahr genutzt werden, landen etwa acht Milliarden in der Natur. Mit oft verheerenden Folgen für Ökosysteme, Tiere, Fische und Vögel.

In der Branche sind 1,5 Millionen Arbeitnehmer in Europa beschäftigt. Die weltweite Produktion von Plastik könnte sich nach Angaben der EU-Kommission bis 2050 verdreifachen.

Symbol der Wegwerfgesellschaft

"Das Plastiksackerl ist ein Symbol der Wegwerfgesellschaft und eine unnötige Ressourcenverschwendung, die riesige Umweltprobleme verursacht. Deshalb begrüße ich, dass sich die Mehrheit des Parlaments heute für ein verbindliches Reduktionsziel beim Verbrauch von Einwegsackerln ausgesprochen hat. Mit diesen Regeln können wir den Verbrauch von Einwegsackerln schnell deutlich verringern", reagierte die EU-Spitzenkandidatin der Grünen Ulrike Lunacek.

"Die Vermüllung der Meere nimmt drastisch zu. Ansammlungen von solchem Treibgut gelangen vielfach über Flüsse ins Meer. Die große Mehrheit der Bevölkerung forderte hier zu Recht eine umweltfreundliche und praktikable Lösung", meinte SPÖ-Europaabgeordnete Karin Kadenbach.

Kritik von der Wirtschaftskammer
Es gab aber auch kritische Stimmen: "Das Europäische Parlament schießt mit Kanonen auf Spatzen. Plastiksackerl werden in Österreich im Lebensmittelhandel ohnedies entgeltlich abgegeben und die Konsumenten sind in der Mehrzahl auf Dauertragetaschen umgestiegen. Für die verbleibenden Bereiche wie etwa Buchhandel oder Apotheken haben die Plastiksackerl wesentliche Vorteile für den Konsumenten und gehören somit zu einem kundenfreundlichen Service," meinte Stephan Schwarzer, Leiter der Abteilung Umweltpolitik der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ),

Jährlich gelangen 10 Mio. Tonnen Müll in die Ozeane

Kunststoff gilt oft als praktisch - erzeugt aber auch riesige Probleme. Plastik macht zum Beispiel einen Großteil des Mülls aus, der die Weltmeere verschmutzt. Pro Jahr gelangen nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) rund zehn Millionen Tonnen Müll in die Ozeane. Umweltexperten fordern zudem, weniger Plastiksackerl zu verbrauchen. Jeder Einwohner der Europäischen Union nutzt im Schnitt 198 Plastiksackerl pro Jahr.

Am wenigsten werden in Irland verbraucht: Dort sind es im Schnitt 20 Stück, darunter 18 Einwegsackerl, Österreich ist mit 51 bzw. 45 Sackerln ebenfalls am unteren Ende der Verbrauchrangliste . In Dänemark und Finnland nutzen die Menschen 79 beziehungsweise 77 Sackerl - darunter sind jeweils vier Einwegtaschen. Für Portugal werden mehr als 500 Sackerl insgesamt angegeben. Mittlerweile gibt es Kunststoffsackerl, die biologisch abbaubar sind. Aber auch sie sind bei Umweltschützern umstritten.

Langlebigkeit als Umweltgefahr

Wegen seiner Langlebigkeit - Experten gehen von bis zu 450 Jahren aus - ist Plastik eine Gefahr für die Umwelt. Wegen riesiger Müllteppiche im Meer sterben jährlich Hunderttausende Vögel und Meeressäuger. Sie verheddern sich oder fressen Plastik. Winzige Teile könnten über die Nahrungskette in den menschlichen Körper gelangen, warnen Experten.
 

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