Heute Krampus-Tag, aber keiner will sie

Experte warnt vor Krampus-Trauma bei Kindern

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Aus Angst vor Traumatisierung der Kinder verzichten Eltern auf den Krampus-Besuch.

Die etwas älteren Semester unter uns werden es noch kennen: Am 6. Dezember kam nicht nur der liebe, gute Nikolo, sondern tags zuvor, am 5., auch sein diabolischer Konterpart, der Krampus. Das allerdings hat sich komplett aufgehört, wie Alexander Stemer von Wiens größter Nikolo-Agentur nikolaus-bestellen.at erklärt: „Bei 25 % unserer Buchungen wird auch ein Krampus angefordert – allerdings so gut wie nie für Kinder, sondern für Erwachsene, etwa bei Firmenfeiern oder Partys.“ Selbiges weiß auch Thomas Schreiner von nikolo.at zu berichten: „Für Kinder wird heutzutage gar kein Krampus mehr gebucht.“

Die Gründe dafür liegen in pädagogischen und kinderpsychologischen Ansätzen. Immer mehr Eltern lehnen die „schwarze Pädagogik“ eines Krampus für ihre Kinder ab.

Video zum Thema: Interview mit einem Krampus

Schwarze Pädagogik des Krampus wird abgelehnt

Ausgebucht. Der Nikolo hingegen – um dessen Auftritte etwa in Kindergärten es in früheren Jahren auch immer wieder Aufregung gab – erlebt einen Boom. Für 6. Dezember ist so gut wie kein rauschebärtiger Bischofsverschnitt mehr zu bekommen – vor allem in den Abendstunden. „Die Nachfrage ist in den letzten Jahren deutlich größer geworden“, sagt Nikolo-Verleiher Stemer, der allein in Wien 40 Weihnachtsmanndarsteller hat.

Den Grund für die große Nachfrage sieht er darin, dass sich die Menschen immer mehr ihrer Traditionen und Bräuche besinnen würden. Dazu komme, dass es den Leuten wirtschaftlich sehr gut gehe. Immerhin kostet ein Nikolo-Besuch in den eigenen vier Wänden bis zu 80 Euro – und da sind die Geschenke für die Kinder und das Trinkgeld für den Darsteller noch nicht einbezogen.

Gottwald Gössler
© oe24
× Gottwald Gössler
Pro Krampus ist Marina Gottwald - kontra Ralf Gössler.

Video zum Thema: Krampus ohne Angst

Pro: "Der Krampus lehrt den Umgang mit Angstsituationen"

Marina Gottwald vom Österreichischen Landesverband für Psychotherapie: „Beim Krampus geht es um Tradition und Brauchtum und das gibt Kindern eine Orientierung, eine zeitliche Einteilung des Jahres. Kommt der Krampus in einem geschützten Umfeld, erleben Kinder einen so­genannten Wonneschauer und keine echte Angst. Das ist wie bei Märchen, die oft sehr grausam sind. Kinder lernen da mit angsteinflößenden Situationen im echten Leben umzugehen.“

Kontra: "Im Extremfall können Kinder traumatisiert werden"

Ralf Gössler, Leiter Abt. Kinder- und Jugendpsychiatrie, Krankenhaus Nord, Wien: „Beim Krampus muss unbedingt die sogenannte schwarze Pädagogik vermieden werden. Das heißt, er darf nicht als Mittel zur Bestrafung eingesetzt werden. Das kann im Extremfall vor allem bei sehr jungen Kindern zu traumatischen Zuständen und Schock und in der Folge zu Albträumen führen. Es ist wichtig, dass Eltern ihren Kindern hier einen emotionalen Schutz geben.“

40 Millionen für Nikolo-Geschenke – das ist mehr als für Halloween!

Eine aktuelle Studie der Wirtschaftskammer Wien bestätigt den bundesweiten Trend: Der Nikolo am 6. Dezember wird immer mehr zum großen Geschenketag. Schon 40 Millionen Euro nehmen die Wiener Geschäfte an diesem Tag ein.

Zum Vergleich: Der Muttertag liegt „nur“ bei 41 Millionen, Halloween weit hinten bei 12 Millionen Euro.

41 Euro. Laut Studie werden 60 Prozent der Wiener ihre Liebsten beschenken. Jeder gibt im Durchschnitt 41 Euro für diesen Tag aus.

16 Prozent der Kinder 
bekommen Spielzeug

Freude für alle. Nicht nur Kinder bekommen an diesem Tag eine Überraschung, auch Partner und Freunde werden reich beschenkt.

Geschenke-Ranking. Bei 83 Prozent kommt natürlich Schokolade in das rote Nikolo-Sackerl. 16 Prozent geben aber auch Spielsachen hinein, 14 Prozent Bücher und 11 Prozent Bekleidung.

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