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Wolfgang Fellner interviewt F1-Legende

Lauda: "Gott sei Dank gibt es Neuwahlen"

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Niki Laudas Rundumschlag auf oe24.TV jetzt zum Nachlesen in ÖSTERREICH.

oe24.TV: Was hältst du von Didi Mateschitz?

Niki Lauda: Ich halte von ihm sehr viel, ein sehr ­intelligenter, sympathischer Visionär. Ein Konkurrent, aber ein unglaublicher Typ.

oe24.TV: Er hat die ­Regierung hart kritisiert. Und er sagte, ­eines der großen Pro­bleme in ­Österreich sei die Art und Weise, wie mit dem Flüchtlingsproblem umgegangen wird. Siehst du das auch so?

Lauda: Grundsätzlich ist klar, dass wir Menschen helfen sollen und müssen, wenn sie in Not geraten. Von der EU wurde aber komplett unterschätzt, was sich da durch die vielen Krisen für ein Menschenstrom entwickelt hat und wer da aller mitgekommen ist. Das war das Hauptproblem: Man konnte nicht mehr trennen zwischen Menschen, die Hilfe brauchen, weil sie aus einem Krieg flüchten mussten, und dem Terror, der mitimportiert wurde. Wenn dieser „Reli­gionskrieg“ so brutal wie in Manchester geführt wird, dass dort dann Kinder in die Luft gesprengt werden, dann hört sich irgendwann der Spaß auf!

oe24.TV: Wie siehst du Donald Trump?

Lauda: Ich habe unlängst in Monte Carlo einen Abend mit dem Star Wars-Erfinder George Lucas und dem Pate-Regisseur Francis Ford Coppola verbracht. Und die haben klipp und klar gesagt: Der Trump ist zunächst einmal grundsätzlich in den Wahlkampf gegangen, weil er seinen ganzen Firmen und Imperien als potenzieller Präsident einen Mega-Schub geben wollte. Und das Schönste wäre für ihn gewesen – nicht Präsident zu werden! Jetzt ist er es aber geworden. Jetzt ist er da ­hineingestolpert! Und da er kein gelernter Politiker ist, hat er ­natürlich von Weltpolitik keine Ahnung. Und damit ist Trump in meinen Augen eine wirkliche Gefahr! Beim G7-Gipfel hat man das ja erlebt: Erst lässt er alle warten, dann stellt er sich mit blonden Locken so hin, dass man keinen anderen mehr sieht. Diese ganze Körpersprache – in den USA sitzt ein Egomane an der Macht!

oe24.TV: In unserem letzten Interview haben deine Statements für Auf­sehen gesorgt. Damals warst du megasauer auf die heimische Politik …

Lauda: ... der Kern sagt, die ÖVP pokert, und nur er will wirklich arbeiten. Und der Herr ­Vizekanzler sagt, die SPÖ pokert, und nur er will. Das verträgt doch kein vernünftiger Mensch mehr! Das ist langweilig, das interessiert niemanden mehr, weil es zu keiner Lösung führt. Niemand glaubt, dass man in dieser Koalition – die jetzt Gott sei Dank eh neu gewählt wird – noch etwas zusammenbringt. Man versucht, uns Illusionen zu verkaufen.

oe24.TV: Du sagtest schon zuletzt, es wäre höchste Zeit für Neuwahlen.

Lauda: Ja sicher. Kern war mit seinem Blitzstart respektabel. Er ist aber für mich jetzt komplett verblasst – auf eine Art und Weise, die ich gar nicht verstehe. Wie man sich selber so vernichten kann, mit Pizza-Austragen und Kompromisse-Schließen! Dann schlägt Kern den Kurz als Vizekanzler vor … Dieses Geplänkel wollen die Leute nicht mehr hören. Wir wollen mit Fakten konfrontiert werden, was jetzt neu und besser wird für unser Land und uns Österreicher.

oe24.TV: Kern war für dich zuletzt ein Hoffnungsträger …

Lauda: Das war er, aber jetzt ist nichts mehr übrig von ihm. Weil man spürt, dass er mit seinen Aussagen nicht mehr ankommt. Er wirkt für mich verkrampft. Man sieht es ihm auch wirklich an, dem Armen, dass er Stress hat. Und er bringt nichts weiter. Der Parteisupport, den er gehabt hat, bröckelt jetzt auch ab. Der Drive wurde gebremst.

oe24.TV: Hätte es früher Neuwahlen geben sollen?

Lauda: Wenn wir früher gewählt hätten, hätte Kern die Nase vorne gehabt … Aber jetzt kommt für mich ein wichtiger Punkt: Die ÖVP ist ja auch eine Organisation, wo die Landesfürsten regieren. Und da hat es mich wirklich überrascht, dass da jetzt der Kurz kommt und den Ton angibt: „Ich bin derjenige, der sagt, wie wir das gemeinsam machen werden.“ Das hat er zusammengebracht! Und das wäre ja für alle Parteien notwendig. Die jungen Leute kommen nach, die Älteren sterben aus. Die alte Regierung mit den vielen Funktionären interessiert ja keinen mehr. Und das hat kein Mensch vermutet, dass dieser junge Kurz das absolut perfekt – auch in seiner Wortwahl – artikuliert.

oe24.TV: Ist Kurz für dich ein Hoffnungsträger?

Lauda: Er gefällt mir absolut. Er redet so, dass auch ich es ­verstehe. Und gleichzeitig versteht er, wenn er da vorne stehen muss, dass dann alle nach seiner Pfeife tanzen müssen. Er holt sich junge Leute, die mit ihm gemeinsam in die nächste Wahl gehen. Er hat entschieden, es müssen Neuwahlen kommen. Er hat das gemacht, was Kern schon längst hätte machen können.

oe24.TV: Mitterlehner hat sich über das „ZiB 2“-Interview von Armin Wolf aufgeregt. Berechtigt oder wehleidig?

Lauda: Absolut berechtigt! Weil es gibt eine gewisse Ethik, wie man mit dem Eingeladenen umgeht. Das hat man dort komplett verloren, weil der Wolf macht, was er will. Ich selbst wurde vor einem Jahr zum ORF eingeladen. Und der Wolf setzt mich dort hin, sagt kurz „Grüß Gott“, dann zählt das Ding von 30 Sekunden runter, und er sagt mir: „Nehmen Sie die Kappe ab!“ – „Warum soll ich?“ – „Ich mag Glücksspiel nicht!“ Ich habe das als unglaublich empfunden, dass ein Moderator mir erklärt, wie ich mich zu kleiden habe! Und den Politikern kann ich nur raten, wenn der Wolf mit denen so herumfuhrwerkt, sollen sie „Nein“ sagen. Wir kommen nur, wenn wer anderer dort sitzt!

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