Hausordnung in Farsi und Arabisch, Umfrage unter jungen Asylwerbern.
ÖBB, Polizei und die Stadt Linz setzen mit der Hausordnung in Farsi und Arabisch, einer Umfrage der Caritas und einer kleinen baulichen Maßnahme auf Deeskalation am Linzer Hauptbahnhof. Nachdem seit dem vergangenen Winter eine Massenschlägerei, Raufereien und große Gruppen junger Asylwerber das Sicherheitsgefühl der Bahnhofsbenützer trübten, will man dem mit mehreren Maßnahmen entgegenwirken.
Umfrage unter Asylwerbern
Die ÖBB haben ihre Hausordnung, die auf Deutsch und Englisch aushängt, auf Farsi und Arabisch übersetzt und auf Flyer gedruckt. Das Sicherheitspersonal wird diese bei Bedarf austeilen, erklärte Silvia Angelo, Vorständin der ÖBB-Infrastruktur AG, in einer Pressekonferenz am Dienstag in Linz. Die Initiative aus Linz hat auch schon das Interesse anderer Bahnhöfe geweckt, Wiener Neustadt in Niederösterreich habe sich gemeldet, auch in Wien gebe es sicher Bedarf. "Die Menschen haben vielleicht auch oft nicht gewusst, warum wir sie wegweisen", hofft der stv. Landespolizeidirektor Erwin Fuchs auf Aufklärung über die Polizeiarbeit durch die Flugzettel.
Das Wichtigste sei aber die Umfrage der Caritas, die im Auftrag von Stadt und ÖBB die zumeist jungen Asylwerber fragte, warum sie sich am Bahnhof aufhalten. Wenn sie nicht auf Züge warten, sondern sich nur treffen wollen, könne man sich um ein anderes Angebot bemühen, meinte Fuchs. Ergebnisse liegen noch nicht vor. Die Kriminalität am Bahnhof sei heuer um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (jeweils bis 16. Oktober) zurückgegangen. Nur acht Prozent der insgesamt 917 Delikte heuer waren Gewaltdelikte, viele davon unter den Gruppierungen, Eigentumsdelikte waren mit 60 Prozent am meisten vertreten, 15 Prozent betrafen Drogenhandel. Es gebe am Bahnhof 95 Kameras, eine eigene Polizeiinspektion, die Streifen wurden ausgedehnt und es gebe eigene Bereitschaftseinheiten, erklärte Fuchs.
Seriöser Umgang
Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) betonte, dass mit dem Brennpunkt Bahnhof von Polizei und ÖBB seriös und korrekt umgegangen werde. "Verteufeln und verjagen ist kein Umgang" und würde das Problem nur innerhalb der Stadt verlagern. "Nicht alles, was nicht gefällt, ist Kriminalität, oft ist es auch nur ein Ordnungsproblem", gab er zu bedenken. Aufgabe von Stadt und Land sei es, eine bessere Tagesstruktur für Obdachlose zu schaffen. Es gelte, die Menschen, die sich tagsüber im öffentlichen Raum aufhalten wie Obdachlose, Alkoholiker, Drogenabhängige, psychisch Kranke, die nicht mehr stationär behandelt werden, an den Hotspots der Stadt zu betreuen. Die Stadt will eine zusätzliche stationäre Einrichtung schaffen, wo sich etwa Obdachlose und Alkoholiker tagsüber aufhalten können. Im Sommer spiele sich alles draußen ab, sobald es kalt werde, verlagere sich das eben auch in den Bahnhof.
Baulich werden zwei Gitter am Ausgang zum Landesdienstleistungszentrum in den kommenden Wochen durch höhere Abgrenzungen ersetzt, damit keiner mehr darauf sitzen kann. Die sitzenden Leute verengten den Zugang zum Bahnhof und es kam dort auch immer wieder zu Streitigkeiten.