Mehr als 1 Million Pakete täglich +++ Post-Mitarbeiter an Belastungsgrenze +++ Kunden beklagen verspätete Lieferungen +++ Weihnachts-Kollaps droht
„Ihnen werden die Augen übergehen“, prophezeit uns der Pressesprecher der Österreichischen Post, Michael Homola, vor dem ÖSTERREICH-Fototermin im Paketzentrum im 23. Bezirk in Wien. Und tatsächlich: Die Menge an Packerln sprengt alle Vorstellungen – und dabei ist das nur eines von insgesamt sieben Verteilzentren in ganz Österreich.
"Mitarbeiter sind mental und körperlich am Ende"
Auch wenn es Postchef Georg Pölzl in Abrede stellt, dass die Mitarbeiter in den Verteilzentren und bei der Auslieferung nicht über ihrer Belastungsgrenze arbeiten, ist angesichts der Rekordmengen mit Spitzen bis zu 1,3 Millionen Paketen pro Tag (!) kaum vorstellbar. Zum Vergleich: Zu Weihnachten 2019 lag der Rekordwert bei 765.000 Paketen, also etwa der Hälfte. Zwar wurden 1.300 zusätzliche Arbeitskräfte in Sold gestellt, aber auch das macht die Überlastung nicht vollends wett. Postgewerkschafter Helmut Köstinger warnt bereits: „Die Mitarbeiter sind mental und körperlich am Ende, sie können sich vor Paketen kaum noch retten.“ Die Ausnahmesituation wirkt sich auch auf die Lieferungen aus.
Filialen warnen Kunden schon vor Verspätungen
ÖSTERREICH-Leserin Franziska P. hat vor einer Woche ein Nikolo-Paket für ihre Enkerl per Expresssendung nach Tirol geschickt. „Gestern wurde ich informiert, dass es immer noch in Wien im Verteilerzentrum liegt.“ Mehrere Kunden meldeten sich bei ÖSTERREICH, dass sie jetzt schon, also mehr als zehn Tage vor Weihnachten, in Postfilialen darauf hingewiesen werden, dass es sein könnte, dass ihre Sendung vor dem 24. Dezember nicht mehr ankomme.
Dem widerspricht Post-Pressesprecher Homola entschieden: „Wer bis zum 21. Dezember sein Paket aufgibt, kann sicher damit rechnen, dass es innerhalb Österreichs bis zum 24. ankommt.“
Der Grund: Wegen Corona besorgen 32 % der Österreicher ihre Präsente heuer ausschließlich online, das sind um elf Prozent mehr als 2017, ergab eine Umfrage von Unique Research für Profil.
Amazon ist der Krisengewinner
9.914 Euro. Um diese Summe wird während der Pandemie pro Sekunde (!) bei Amazon eingekauft. Auch zahlreiche mehr oder weniger geglückte Initiativen, die Österreicher auf heimische Plattformen oder in den stationären Handel locken, fruchten nicht. Amazon steigerte in der Krise heuer seine Einnahmen um 35 Prozent auf 380 Milliarden Dollar, also umgerechnet 313 Milliarden Euro.
