Nach einer Anforderung der Landeswarnzentrale Steiermark stehen seit Sonntagnachmittag wieder Kräfte des Österreichischen Bundesheeres aus Aigen im Ennstal sowie aus Hörsching im Assistenzeinsatz, um den Schneemassen in der Obersteiermark Herr zu werden.
Graz/Bez. Murtal/Weißkirchen. Rund 20.000 Haushalte im Murtal, die nach den heftigen Schneefällen am Wochenende seit Samstag ohne Stromversorgung sind, konnten am Sonntagnachmittag aufatmen: Der Ersatz für einen eingeknickten Hochspannungsmasten wurde in Betrieb gesetzt und somit die Haushalte wieder ans Stromnetz angebunden. "Das Murtal ist bis auf wenige Haushalte wieder mit Strom versorgt", teilte Energie Steiermark-Sprecher Urs Harnik erleichtert gegenüber der APA mit.
Der Schaden, der durch einen eingeknickten Hochspannungsmasten im Bereich von Weißkirchen (Bezirk Murtal) wurde vorerst provisorisch behoben, wie Harnik erklärte. "Wir sind damit sicher noch länger beschäftigt. Der Schaden geht in Millionenhöhe und es wird zur vollständigen Behebung sicher noch Wochen dauern", so Harnik.
Schüler aus den betroffenen Gebieten haben schulfrei
Die Bildungsdirektion Steiermark hat indessen den Schülerinnen und Schülern aus den betroffenen Gebieten in den Bezirken Murau und Murtal für Montag schulfrei gegeben: "Alle Schülerinnen und Schüler, denen es zum Beispiel durch den Ausfall der Verkehrsverbindung nicht möglich ist, die Schule zu erreichen, sind für den Unterricht morgen entschuldigt - das gilt sowohl für Pflichtschulen als auch für Bundesschulen", wurde per Aussendung der Kommunikation des Landes festgehalten. Die Schulen sein aber grundsätzlich geöffnet, d. h. für eine Betreuung an den Standorten werde gesorgt.
Der Hochspannungsleitungsmast in Weißkirchen bei Judenburg war wegen der Schneelast eingeknickt. Bereits am Samstag waren einzelne Mobilfunkstation ausgefallen, was zu Mobilfunkunterbrechungen führte. Die Rüsthäuser der Feuerwehren und die Dienststellen des Roten Kreuzes der Feuerwehrbereiche Murau und Judenburg waren seit Samstagabend als Notanlaufstellen eingerichtet. Den Eltern von Babys und Kleinkindern wurde empfohlen, wenn möglich Verwandte oder Freunde außerhalb des betroffenen Gebietes aufzusuchen und nicht auf die Wiederherstellung der Stromversorgung zu warten.
268 Trafostationen ausgefallen
Laut den Energie Netze Steiermark waren Sonntagfrüh steiermarkweit noch 268 Trafostationen ausgefallen. "Wir haben 100 Trafostationen wieder ans Netz gebracht", schilderte Energie Steiermark-Sprecher Urs Harnik im Gespräch mit der APA. Somit waren nach wie vor rund 20.000 Haushalte im Murtal ohne Strom.
Ein Team aus 30 Monteuren arbeite seit Samstagnacht gemeinsam mit der Feuerwehr bei eisigen Temperaturen an der Errichtung des provisorischen Ersatz-Gittermastens. Der Einsatz im verschneiten, teils unwegsamen Gelände sei "immens gefährlich und herausfordernd", schätzte Harnik die Situation noch zu Mittag ein. Insgesamt waren 120 Mitarbeiter der Energie Steiermark dabei, die Störungen zu beheben.
Schnee-Chaos: Jetzt rückt das Heer aus
Nach einer Anforderung der Landeswarnzentrale Steiermark stehen seit Sonntagnachmittag wieder Kräfte des Österreichischen Bundesheeres aus Aigen im Ennstal sowie aus Hörsching im Assistenzeinsatz, um den Schneemassen in der Obersteiermark Herr zu werden.
Zum Einsatz kommt dabei ein Hubschrauber des Typs AB212 in den Räumen Liezen, Aigen, Paltental, Hohentauern bis ins Murtal. Dabei soll mittels Downwash die bis an die Grenzen belasteten Stromleitungen vom Schnee befreien. Downwash ist ein Flugmanöver, bei dem, durch den sehr niedrigen Überflug, durch die vom Rotor erzeugten Abwinde die Vegetation von Niederschlag befreit wird.
"Wir zeigen hier als Bundesheer wieder unsere permanente Einsatzbereitschaft. Nicht nur die bereitgehaltenen Lawineneinsatzzüge, sondern auch unsere Hubschrauber sind in kurzfristigster Bereitschaft, um dort zu helfen, wo andere nicht mehr können. Gerade im Hinblick auf die aktuellen Ereignisse, sind wir froh, auch unsere Hubschrauberflotte modernisieren bzw. durch die neuen, in Zulauf befindlichen Leonardo AW169, ergänzen zu können", so Verteidigungsministerin Tanner zum ausgelösten Assistenzeinsatz.
Rüsthäuser wurden zu Notanlaufstellen
Rund 280 Einsatzkräfte waren am Sonntag im Beereichsfeuerwehrverband Murau eingesetzt und haben bereits die Nacht durchgearbeitet. Rüsthäuser wurden zu Notanlaufstellen, wo die Bevölkerung Handys aufladen, Tee und Essen bekommen und Notbetten bereitstehen, wie Dieter Hahn von Bezirksfeuerwehrverband Murau der APA schilderte.
"Wir haben alle Feuerwehr-Rüsthäuser besetzt und als Notanlaufstellen eingerichtet. Zum Beispiel in Niederwölz oder Neumarkt. Dort gibt es zwei große Hallen, wie jeweils 100 Leute auf Notbetten schlafen könnten, wenn es notwendig ist", führte Hahn aus. In den Feuerwehrhäusern werden Tee und Suppe ausgegeben, bzw. können dort zubereitet werden. Auch Rettungssanitäterinnen und -sanitäter waren vor Ort. "Die Hilfe wird vor allem von älteren Personen in Anspruch genommen", sagte Hahn. 28 Feuerwehren des Bezirks sind dafür mit jeweils zehn Feuerwehrkräften im Einsatz.
Auch ein Seniorenwohnheim wurde mit Notstromaggregaten der Feuerwehr ausgestattet. "Wir helfen aber auch mit Notstromaggregaten, wenn es um das Melken der Kühe geht", wie Hahn schilderte.
Das Rote Kreuz unterstützte die Bevölkerung
Das Rote Kreuz stand am Sonntag mit aufgestockten Einsatzmannschaften im Dienst und unterstützte die Bevölkerung. In St. Lambrecht wurde am Sonntag ein Pflegeheim evakuiert. Elf Personen wurden in umliegende Pflegeeinrichtungen gebracht, weitere Bewohnerinnen und Bewohner kamen im nahegelegenen Lambrechterhof unter, wie das Rote Kreuz Sonntagnachmittag zusammenfasste.
Auch in der Region Judenburg - wo der Hochspannungsmast umgestürzt war - blieben am Sonntag Feuerwehren und Rotes Kreuz gefordert, schilderte Bereichskommandant Harald Schaden auf APA-Anfrage. Pflegeheime wurden angefahren und Unterstützung angeboten: "Glücklicherweise geht es den Personen den Umständen entsprechend gut. Sie sind gefasst und nehmen die Situation gut an", sagt Peter Hackl, Bezirksrettungskommandant des Rotkreuz-Bezirkes Judenburg.
Entwarnung auch in Oberösterreich
In Oberösterreich gab es Sonntagabend ebenfalls Entwarnung. Im Bundesland waren Spitzenzeiten - dies war am Samstag gegen 11.30 Uhr - 40.000 Haushalte ohne Energieversorgung gewesen. Zahlreiche Bäume knickten unter der Schneelast ein und rissen Leitungen mit sich. So war u.a. Steyr stark betroffen oder der Kobernaußerwald. Am frühen Abend meldete die Netz Oberösterreich, dass alle Haushalte wieder mit Strom versorgt seien. Einzige Ausnahme sei eine Trafostation, die ein Betonmischwerk im Innviertel versorgt. Dort soll die Reparatur erst am Montagvormittag erfolgen.
In Salzburg war am Sonntag von Salzburg Netz von keinen nennenswerten Störungen mehr die Rede. Zu kurzfristigen Unterbrechungen war es laut Homepage noch am Abend in Teilen Halleins und Dürnberg (Tennengau) sowie im Pinzgau und dem Lungau gekommen, wo in Ortsteilen von Mauterndorf, Mariapfarr, Göriach und Lessach der Strom ab den Mittagsstunden ausfiel und erst gegen 22.00 Uhr wieder hergestellt werden konnte.