74 Prozent der Österreicherinnen wurden bereits belästigt.
Künstlermanagerin Marika Lichter entkam als junge Frau nur knapp einer Vergewaltigung durch einen Musikproduzenten. Schauspielerin Konstanze Breitebner flüchtete in letzter Sekunde vor einem triebhaften Regisseur aus dem Hotelzimmer. Seit Wochen erregt die weltweite #metoo-Kampagne auch Österreich.
Zuletzt erntete „Vorstadtweib“ Nina Proll heftige Kritik, weil sie #me-not-too (ich wurde nicht belästigt) postete. Prompt erhielt sie von All-Felix Baumgartner Rückendeckung, was wiederum ORF-Mann Armin Wolf auf den Plan rief. Die Tatsachen in Fakten und Zahlen:
Belästigung fängt schon mit anzüglichen Blicken an
Allein in Österreich gab es laut Innenministerium im Vorjahr 1.918 Anzeigen wegen sexueller Belästigung. Klar ist: Neben Übergriffen in der Familie und in der Öffentlichkeit ist sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz besonders perfide, denn: Die meisten Frauen outen ihre Peiniger aus Angst vor Konsequenzen gar nicht.
Laut Befragung des österreichischen Instituts für Familienforschung der Uni Wien wurden drei Viertel aller Frauen (74,2 %) schon einmal sexuell belästigt. Am Arbeitsplatz wurden 23,3 % aller Frauen zu Opfern von ungewollten Annäherungsversuchen. Dabei werden von Juristen längst nicht mehr nur körperliche Übergriffe als sexuelle Belästigung eingeordnet, sondern ebenso anzügliche Witze, Hinterherpfeifen, unerwünschte Einladungen mit eindeutiger Absicht oder auch taxierende Blicke.
„Wenn meinem Gegenüber das Wasser im Mund zusammenläuft, wenn er auf meinen Busen starrt, kann das auch schon sexuelle Belästigung sein“, so Arbeitsrechtsexpertin Irene Holzbauer von der Arbeiterkammer.
Opfer nicht ernst genommen
„Immer wieder wird aber auch den Opfern selbst die Schuld an der Situation gegeben“, sagt Anwältin Astrid Wagner – im ÖSTERREICH-Interview. (mud)