Brisante Studie

40 vorzeitige Todesfälle in Graz durch Feinstaub

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Eine Studie des Institutes für Umwelthygiene in Wien zeigt neuerlich die Gefährlichkeit von Feinstaub für die menschliche Gesundheit.

Pro zusätzlichen zehn Mikrogramm Feinstaub je Kubikmeter Luft ist ein Anstieg der Sterbefälle um rund 1,5 Prozent zu verzeichnen, was in Graz 40 vorzeitigen Sterbefällen pro Jahr entspricht - das die wesentliche Aussage einer Studie über Erkrankungen und Mortalitätsraten im Zusammenhang mit Feinstaub in österreichischen Städten, die am Donnerstag in Graz nun auch offiziell vorgestellt wurde. Empfohlen werden von Studienautor Manfred Neuberger Ganzjahresmaßnahmen.

Brisante Ergebnisse schon vor Tagen veröffentlicht
Den Vorwurf die Studie unter Verschluss gehalten zu haben, will der steirische Gesundheitsreferent Helmut Hirt als Auftraggeber nicht geltenlassen: "Ich bin kein Seifenblasenproduzent. Die Studie ist erst abgeklopft worden, bevor ich damit an die Öffentlichkeit gegangen bin." Studienautor Neuberger hatte schon zuvor Hirt verteidigt: Die Freigabe für die wissenschaftliche Veröffentlichung habe er sofort erhalten.

Dringender Handlungsbedarf
Manfred Neuberger vom Institut für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien erläuterte am Donnerstag bei der Präsentation auf Hirts Einladung die Ergebnisse, die Handlungsbedarf zeigten, "und zwar nicht in Abhängigkeit von der Zahl der Grenzwertüberschreitungen, sondern von ihrer Höhe und der Dichte der betroffenen Bevölkerung." Außerdem sollten auch Feinstaubkonzentrationen unterhalb des Schwellenwertes von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter im Tagesmittel weiter reduziert werden, auch im Sommerhalbjahr, um den Einfluss auf die akute Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu minimieren. Und: "Zur Reduktion akuter und subakuter Einflüsse der Luftverunreinigung auf die Mortalität und im speziellen Lungen- und Atemwegserkrankungen muss auch die NO2-Belastung (Stickstoffoxid, Anm.) abgesenkt werden."

Prinzipielle Ausstoß-Reduktion erforderlich
Neuberger erklärte, dass es bei Feinstaub keine "gefährliche Schwelle" - wie den EU-Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter - gebe. Eine prinzipielle Ausstoß-Reduktion sei erforderlich. Besonders schädlich seien die kleinsten Staubpartikel (PM1 oder PM2,5) sowie der künstlich produzierte Feinstaub etwa aus Diesel-Motoren.

Schärfere Abgasvorschriften seien notwendig, da "die derzeit hohen Grenzwerte der Industrie keine Anreize" bieten. Die in der Untersuchung von 1990 bis 2005 untersuchten akuten Auswirkungen seien aber nur "die Spitze des Eisberges". Die Langzeitfolgen einer stetig hohen Belastung seien noch umfangreicher, aber noch nicht in diesem Ausmaß untersucht worden.

Helmut Hirt sprach sich anhand der Ergebnisse für "Ganzjahresmaßnahmen" aus und meinte, dass "wir uns daran gewöhnen müssen, unser Verhalten zu ändern, auch wenn es zum Teil unangenehm" sei. Konkret gehe es darum öfter zu Fuß zu gehen, mit dem Rad zu fahren oder die Öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen.

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