Prediger: 'Die Feinde sind die Ungläubigen, die uns hassen und uns hinausschmeißen wollen.'
Graz. Ein Prozess gegen sechs mutmaßliche Jihadisten ist am Mittwoch im Grazer Straflandesgericht fortgesetzt worden. Die gebürtigen Türken müssen sich wegen der Verbrechen der terroristischen Vereinigung und der kriminellen Organisation verantworten, einige wegen staatsfeindlicher Verbindung. Am fünften Verhandlungstag wurde mit der Befragung von Zeugen begonnen.
War Obmann des Grazer Glaubensvereins
Heftige Diskussionen um die "Feinde der Muslime"
Nach der Befragung der Zeugen hat jedes Mal der angeklagte Prediger zu den Aussagen Stellung genommen. Das führte meistens zu ausschweifenden Erläuterungen über die Aussagen des Propheten Mohammed im Allgemeinen und im Speziellen, bis ihn meistens die Richterin stoppte. Spannend wurde es beim Thema "Feinde" und "Kopfabschneiden" - da gingen die Meinungen sehr weit auseinander.
Der Erstangeklagte wurde mit Aussagen und Schriften konfrontiert, die bei anderen Beschuldigten gefunden wurden und von ihm stammen sollen. Das leugnete der Befragte vehement. Als es zum Thema "Feinde" kam, drohte die Situation zu eskalieren. "Stimmen wir überein, dass es die Pflicht jedes Muslimen ist, die Ungläubigen zu bekämpfen?", fragte der Staatsanwalt. "Ja", pflichtete ihm der Prediger bei. "Ich bin kein Muslim, also der Feind. Warum wollen Sie mich bekämpfen?", setzte der Ankläger fort. "Ich schäme mich jedes Mal, wenn man mir diese Frage stellt. Jeder Mensch hat fünf heilige Dinge - " "Ja, das wissen wir schon", unterbrach ihn die beisitzende Richterin und seufzte: "Es ist nicht ganz einfach mit Ihnen. Also, wer sind die Feinde?". "Die Feinde sind die Ungläubigen, die uns hassen und uns hinausschmeißen wollen", antwortete der Angeklagte. "Also die Juden?", fragte der Staatsanwalt in Hinblick auf die Vertreibung der Juden in Syrien, was zu heftigem Protest der Anwälte und des Angeklagten führte.
Später kam es zur Frage, wann das Abschneiden des Kopfes erlaubt sei. "Im Krieg", meinte der Erstangeklagte. "Bei uns ist das nicht so, auch nicht im Krieg", widersprach die Richterin. "Oder wenn ein Gericht das verfügt hat", machte der Beschuldigte seine Sicht der Dinge deutlich.
Auffällig war, dass jeder Zeuge vor seiner Aussage erklärte, sein Anwalt habe ihm geraten, nichts zu sagen. "Das geht nicht. Und das können Sie jetzt in ihre Whatsapp-Gruppe stellen für die Zeugen in den nächsten Tage", meinte die beisitzende Richterin.
Der Prozess wird mit weiteren Zeugen am 8. Oktober fortgesetzt.