Grazer Chirurgen haben einem Mädchen aus Polen erfolgreich eine riesige Gesichtsgeschwulst entfernt.
Patienten mit Neurofibromatose wurden im 19. Jahrhundert noch als "Elefantenmensch" tituliert - so entstellend können die Auswirkungen der Erkrankung sein. Einem achtjährigen Mädchen aus Südpolen drohte ein ähnliches Schicksal durch eine enorme Geschwulst an der linken Gesichtshälfte. Mit Hilfe eines interdisziplinären Grazer Ärzteteams konnte der kleinen Monika in einer sechsstündigen Operation geholfen werden.
Seltene Erbkrankheit
Insgesamt zwei Monate wurde Monika Stanik
in den vergangenen drei Jahren am Grazer Universitätsklinikum behandelt. Das
Mädchen leidet unter der seltenen Erbkrankheit Neurofibromatose, die sich
vor allem in Geschwulstbildungen entlang von Nervenbahnen äußert. In Fall
von Monika war speziell die linke Gesichtshälfte von einem sich immer weiter
ausbreitenden Tumor betroffen. Über Vermittlung des Grazer
ATSE-Handballtrainers Jerzy Pawlus kam das Mädchen im Jahr 2004 an die
Kinderchirurgie des Grazer Uniklinikums.
Neues Auge
"Monika litt unter einem fast kompletten Verlust der
Sehkraft des linken Auges und einer extremen Gesichtsentstellung. Solche
Geschwulste kommen öfter vor, aber nicht in so ausgeprägter Form", so
Stephan Spendel von der klinischen Abteilung für Plastische Chirurgie. Voher
wurde sie schon achtmal in Polen operiert. In Graz konnte dem Mädchen der
Großteil der Wucherung entfernt werden.
"Dabei mussten auch das linke Auge und der gesamte Augenhöhleninhalt entfernt werden. Gleichzeitig wurde das Gesicht rekonstruiert", umriss Spendel den Eingriff. Aufgrund des aktuellen Stillstandes der Neurofibromatose konnte Monika ein künstliches Auge, das am AKH Linz angefertigt wurde, implantiert werden. Die entstandenen Kosten teilen sich das Land Steiermark, das Wissenschaftsministerium und die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft, hieß es am Montag im Pressegespräch.
"Gutartige" Tumore
Neurofibromatose ist eine
Erbkrankheit, die mit Tumoren des Nervensystems einhergeht und bei rund
einem von 3.000 Kindern auftritt. Ursache ist eine Mutation am Chromosom 17.
Die Tumoren sind zwar meist gutartig, können aber so groß werden, dass sie
starke Schmerzen verursachen und Seh- und Hörbeeinträchtigungen hervorrufen.
Die Krankheit kann nicht ursächlich, sondern nur durch chirurgische
Eingriffe an der jeweiligen Wucherung behandelt werden.