Hunderte Polizeikräfte hatten wochenlang Wälder durchkämmt.
Vor einem Monat, am 29. Oktober, hat ein 66 Jahre alter Mann aus Stiwoll in dem kleinen weststeirischen Ort in einem Nachbarschaftsstreit einen Mann und eine Frau erschossen und eine weitere schwer verletzt. Die Suche nach dem mutmaßlichen Todesschützen verlief bisher trotz eines großen Aufgebots von Polizei und Technik ergebnislos. Der Flüchtige wird in den Wäldern um seinen Heimatort vermutet.
Polizei suchte mit Hundertschaften nach Mörder
Die Polizei, die erst mit einem Großaufgebot von mehreren hundert Beamten und Beamtinnen, Hubschraubern, Suchhunden sowie mit Unterstützung des EKO Cobra und drei gepanzerten Fahrzeugen nach dem Mann gefahndet hatte, ist mittlerweile aus dem Ortsbild verschwunden.
Eine Woche nach der Tat wurde die "Soko Friedrich" eingerichtet und über 200 Hinweise abgearbeitet. Doch mittlerweile dürften auch die Hinweise weniger geworden sein. "Wenn ein Hinweis eingeht, gehen wir dem selbstverständlich nach", sagte ein Soko-Sprecher am Dienstag zur APA. Damit dürften auch vereinzelte Hubschrauberflüge über Stiwoll und Umgebung in den vergangenen Tagen zusammenhängen. Das weststeirische Stiwoll im Bezirk Graz-Umgebung liegt rund zwölf Kilometer Luftlinie vom westlichen Grazer Stadtrand entfernt. Zuletzt waren am 20. November mehrere Suchhunde um den Ort im Einsatz gewesen.
Mit Kleinkalibergewehr auf Nachbarn geschossen
Der 66-Jährige hatte am Sonntagvormittag, 29. Oktober, mit einem Kleinkalibergewehr auf seine Nachbarn geschossen, die sich zu einer Aussprache wegen eines Grundstücksstreits nahe dem Gehöft des Imkers und Tierfilmers versammelt hatten. Eine 55-jährige Frau und ein 64-jähriger Mann wurden von mehreren Projektilen tödlich getroffen. Eine 68-jährige Frau wird bei der Flucht vor den Schüssen am Oberarm getroffen und überlebte schwer verletzt. Der Schütze flüchtete in seinem Auto, der weiße Kleinbus wurde einen Tag später in einem Wald in Södingberg, wenige Kilometer vom Tatort entfernt, entdeckt.
Der Mann war mit Behörden, Gerichten und Nachbarn jahrelang im Streit gelegen. Die Staatsanwaltschaften in Graz und Leoben gaben bekannt, dass gegen ihn Anzeigen unter anderem wegen gefährlicher Drohung und nationalsozialistischer Wiederbetätigung vorlagen. Einem Gutachten zufolge war der Mann jedoch zurechnungsunfähig. Da er aber auch als nicht gefährlich eingestuft wurde, war er nicht in eine Anstalt eingewiesen worden.
Die Wälder um Stiwoll wurden mehrmals von Hunderten Polizisten in schwerer Ausrüstung mit Helm, Schutzweste und mit Sturmgewehren bewaffnet durchkämmt, weit über 100 Objekte sowie das nahe Freilichtmuseum Stübing durchsucht. Auch wurde ein altes Bergwerk und Höhlen in dem steilen und unzugänglichen Waldgebiet in Augenschein genommen. Sowohl in Oberösterreich als auch in Niederösterreich langten Anfang November Zeugenaussagen bei der Polizei ein, dass der Flüchtige dort gesehen worden sei. Dies stellte sich jedoch als nicht zutreffend heraus.
Sowohl der Fallanalytiker des Bundeskriminalamtes, Werner Schlojer, als auch Generalmajor Bernhard Treibenreif, Direktor der Spezialeinheiten, vermuteten Mitte November, dass die Tat nicht von langer Hand vorbereitet worden sei. Schlojer ging von einer "tiefen Kränkung" als Auslöser der Bluttat von Stiwoll Ende Oktober aus: "Der mutmaßliche Täter fühlt sich als Opfer." Einen möglichen Suizid des Täters, der als sehr versiert im Überleben zu jeder Jahreszeit im Freien gilt, schloss die Polizei bisher aus.
Ein Polizist ist bei der Suche schwer verletzt worden: Der Hundeführer war am vierten Tag nach den Todesschüssen bei der Suche in einem Heustadel durch eine Holzluke gebrochen. Technisch hat sich die Polizei Verstärkung beim Bundesheer geholt: Spezialfahrzeuge des Bundesheeres vom Typ Iveco "Husar" mit starken Tageslicht- sowie Wärmebildkameras wurden eingesetzt.