Rollende Steinlawinen sorgten in den letzten Monaten zu mehreren lebensgefährlichen Zwischenfällen
Letzten Sonntag war eine niederländische Familie in der Kaiserklamm unterwegs, als ein 40 Zentimeter großer Stein das Familienglück zerstörte: Der neunjährige Sohn der Familie wurde am Kopf getroffen und schwer verletzt. Nur einen Tag später krachte in der Rosengartenschlucht ein Steinschlag hernieder und verletzte ein achtjähriges Mädchen und ihren Vater.
Früher waren die Berge durch Eis und Schnee fest eingepackt. Heute donnern Felsbrocken ins Tal und Steine prasseln von den Wänden. „Der Steinschlag wird durch die Klimaveränderung immer mehr zur Gefährdung“, zeigt sich Tirols LHStv. Anton Steixner (ÖVP) bestürzt. Auch Klimaforscher warnen in der letzten Zeit vermehrt vor den anrollenden Steinlawinen. „Bergsteigen wird gefährlicher, weil der Steinschlag zunimmt“, sagt Gletscherforscher Wolfgang Schöner von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).
Steine lösen sich
Ganz anders hingegen sieht das Veider
Peter, Geschäftsführer der Bergrettung Tirol: „Gegenüber der letzten Jahre
gibt es keinen Anstieg der Steinschläge“. Jedoch erkennt auch Veider in der
Klimaerwärmung eine Gefahr. „Bei kalten Temperaturen bleiben die Steine
angefroren, durch die Erwärmung lösen sie sich“. Laut Veider sollten
Bergsteiger einige Warnzeichen beachten, wenn sie auf den Berg gehen. „Viele
neue, lose herumliegende Steine können ein Zeichen für Steinschlag sein“.
Und: „Ein Helm schützt – auch ein kleiner Stein kann verheerende Wirkungen
haben“. Das Land Tirol sieht das ähnlich. Heuer werden 65 Millionen Euro in
den Schutz vor Naturgefahren investiert. Vier Millionen davon sind für den
Schutz vor Steinschlag vorgesehen. Hoffentlich greifen die Maßnahmen, bevor
ein weiterer Mensch durch Steinlawinen verletzt wird.