Weitere Betroffene am Wolfgangsee

Missbrauchs-Lehrer: Opfer fordern Rücktritt

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Der Missbrauchsfall durch einen Lehrer und zwei Komplizen zieht immer weitere Kreise. 

Wien/OÖ. Jeden Tag neue unappetitliche Details zum Missbrauchsskandal an einer Neuen Mittelschule: Die Zahl der Opfer des pädo­philen Sportlehrers R. S. steigt weiter, jetzt wurde der nächste Fall aus einem Fe­rienlager am Wolfgangsee bekannt. Inzwischen sollen mehr als 40 Kinder in den Jahren zwischen 2004 und 2019 durch den Pädagogen sexuell missbraucht worden sein. Der Sportlehrer selbst entzog sich durch Suizid seiner Verantwortung. Neben seiner Lehrertätigkeit war er in den Ferien in dem Camp im Salzkammergut beschäftigt. Dort wurde schon 2013 ein Fall des sexuellen Übergriffs bekannt.

Dritter Verdächtiger erlitt Nervenzusammenbruch

Die entsprechende Anzeige versandete. Jetzt hat sich erneut ein Betroffener gemeldet, der vom Lehrer sexuell belästigt worden sein soll. Die Leitung des Horts verspricht volle Aufklärung.

Kritik. Indes gerät im Missbrauchsfall die Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft (KJA) in ein immer schieferes Licht. Die dem Kindeswohl verpflichtete Ombudsstelle wusste seit Herbst 2018 von Berichten über übergriffiges Verhalten eines möglichen Mit­täters, der sich vor allem im Basketball-Sektor umtrieb, informierte aber nicht die Staatsanwaltschaft. Der dritte Verdächtige, ein Ex-Schüler des toten Haupt­täters, der übrigens zumindest einmal als Aushilfe am Wolfgangsee-Camp arbeitete, soll übrigens nach einem Nervenzusammenbruch im Spital liegen – er arbeitete bis zuletzt mit jungen Turnerinnen.

Vehemente Kritik von Opfer-Anwältin

Opfer fordern Rücktritt. Opfer-Anwältin Herta Bauer hat jetzt zwei geharnischte Schreiben an die Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien und die Bildungsdirektion gerichtet: Erstere hätte den Opferschutz vernachlässigt, die Staatsanwaltschaft nicht informiert und solle eine Selbstanzeige wegen Amtsmissbrauchs in Betracht ziehen.

Bildungsdirektor Heinrich Himmer solle zurücktreten, weil er falsche Angaben gemacht habe und Mitwisser wie Direktoren und Lehrer an der Schule unbehelligt geblieben seien.

Himmer habe eine "jahrelange unterlassene behördeninterne Ermittlung" zu verantworten und "staatliche Ermittlungsbehörden" nicht eingeschaltet, weshalb die Opfer-Anwältin seinen "sofortigen Rücktritt" fordert. Man erwäge außerdem eine Amtshaftungsklage gegen die Bildungsdirektion sowie eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft "im Hinblick auf Amtsmissbrauch einiger uns namentlich bekannter Personen innerhalb der Bildungsdirektion", heißt es in dem Schreiben wörtlich.

Das Vorgehen der KJA bezeichnet die Opfer-Anwältin als "schockierend und unhaltbar, weshalb wir Ihnen nur raten können, dienstrechtliche Konsequenzen in Hinblick auf das aktenkundige Vorgehen Ihrer Mitarbeiterinnen [...] zu ziehen sowie eine Selbstanzeige (u.a. wegen möglichem Amtsmissbrauch) zu erwägen". Sowohl die KJA als auch die Bildungsdirektion werden von der Opfervertreterin aufgefordert, ihre Dokumentationen bezüglich des Sportlehrers und der möglichen Mittäter bis kommenden Donnerstag der Staatsanwaltschaft Wien zu übermitteln.

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