Die Mannschaft von Coach Kasper Hjulmand bekommt es am Samstag (ab 18.00 Uhr im Sport24-LIVE-Ticker) in Amsterdam mit Wales zu tun und tritt damit erstmals in diesem Turnier nicht im heimischen Parken Stadion an.
Dennoch bleibt die Fan-Unterstützung für "Danish Dynamite" groß - etwa 4.000 Anhänger wollen ihr Team in die niederländische Hauptstadt begleiten, nur etwa die Hälfte davon wird in der Johan Cruijff ArenA Platz nehmen können.
Das bedeutet für die Dänen noch immer eine Art Heimspiel-Atmosphäre, denn aus Wales dürfen aufgrund des dort schon weitverbreiteten Delta-Coronavirus keine Fans anreisen. Für die Dänen ist der Fall ein wenig anders. Nach dänischen Angaben können Personen einreisen, wenn sie die Niederlande innerhalb von zwölf Stunden wieder verlassen.
+++ Ab 18 Uhr im Sport24-LIVE-Ticker +++
Dänemark startet als Favorit
Egal, wie viele dänische Unterstützer letztlich in der Arena sitzen werden - Dänemark gilt gegen die Waliser als Favorit, auch wenn Hjulmand im Vorfeld von einer "50:50-Partie" sprach. Nach der vom Kollaps von Christian Eriksen überschatteten 0:1-Niederlage gegen Finnland zeigten die Dänen aber gegen Belgien (1:2) und Russland (4:1) ansprechende Leistungen.
Hjulmand erhielt in den vergangenen Tagen viel Lob dafür, die Mannschaft nach dem Eriksen-Schock wieder in die Spur gebracht zu haben. "Seine Qualitäten als Mensch und als Trainer gehen Hand in Hand", sagte Mittelfeldspieler Thomas Delaney. "Er kümmert sich sehr. Er ist voller Emotionen, ist sehr ehrlich, und du kannst immer zu ihm gehen. Er ist ein sehr moderner Trainer. Es ist für uns Spieler wichtig, gerade in diesen Zeiten jemanden wie ihn zu haben, der das Team auf diese Weise führt."
Kabinenansprachen mit Herzblut
So wie Hjulmand bei den Dänen gilt auch Wales-Teamchef Rob Page als Erfolgsgarant für seine Mannschaft. Der 46-Jährige mit dem markant-tätowierten rechten Arm spricht nicht über Spielsystem oder Gegenpressing, sondern über Stolz, Teamgeist und die mitfiebernde Nation zu Hause vor dem Fernseher. Page erzählt von Kabinenansprachen, die "von Herzen" kommen, berührt zur Betonung mit der Hand das Drachen-Wappen auf seiner Brust.
Beim Team um Topstar Gareth Bale kommt diese emotionale Art offenbar an. Die Waliser stehen bei ihrer erst zweiten EM überhaupt schon wieder im Achtelfinale. Über den eigentlichen Nationaltrainer Ryan Giggs redet kaum noch jemand. Die Legende von Manchester United muss sich Anfang kommenden Jahres in einem Gerichtsprozess wegen Körperverletzung verantworten. Dass Giggs deshalb bei der EM nicht dabei ist, hatte vor dem Turnier für Unruhe gesorgt. Diese ist längst der Euphorie gewichen.
Der eigentliche Assistent Page hat es geschafft, den Fokus seines Teams und der Öffentlichkeit auf das Sportliche zu lenken und die walisischen Stärken hervorzuheben. Zu denen gehören neben der individuellen Klasse von Bale und Zehner Aaron Ramsey vor allem Kampfgeist und Zusammenhalt. "Wer die Tore macht und wer den Assist gibt, ist egal: Wir feiern zusammen", hatte Bale jüngst gesagt.
Dass Page die erfolgreiche Arbeit seines prominenten Chefs und Freundes Giggs nahtlos und erfolgreich fortführt, liegt aber nicht nur an seiner emotionalen und motivierenden Art. Es liegt auch daran, dass der bis dato eher unbekannte Coach nicht versucht hat, Aufstellung oder Taktik seiner Mannschaft komplett zu verändern. Das Team wirkt eingespielt, jeder weiß genau, was er zu tun hat.
Und so träumen die Fans, die bei der EM in Corona-Zeiten größtenteils zum Fernsehschauen verdammt sind, schon wieder von einer ähnlichen Sensation wie vor fünf Jahren. Damals schieden die "Drachen" in Frankreich erst im Halbfinale gegen den späteren Europameister Portugal aus.