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Unsere Tiere

740 Biber zum Abschuss freigegeben

Tierschützer:innen schlagen Alarm 

Sie sind Landschaftsgestalter, Klimaschützer und wahre Öko-Ingenieure: Biber. Seit den 1970er-Jahren haben sich die geschützten Nagetiere von den Donauauen aus über ganz Österreich verbreitet – ein stiller Erfolg für den Artenschutz und die Ökologie. Doch nun sorgt eine neue Verordnung in Kärnten für Aufsehen: 740 Biber sollen dort in den nächsten fünf Jahren zum Abschuss freigegeben werden.

Entscheidung von Landesrat Gruber sorgt für Debatte 

Die Entscheidung stammt von Landesrat Martin Gruber. Er argumentiert mit dem starken Anstieg der Biberpopulation – laut aktuellem Monitoring von 664 auf rund 1.480 Tiere seit 2019. Für Tierschutzorganisationen ist das allerdings kein Grund zur Sorge – im Gegenteil: Sie sprechen von einem natürlichen, selbstregulierenden Wachstum.

Kritik an Biber-Abschuss 

Biber leben in klar abgegrenzten Revieren. Neue Tiere siedeln sich nur an, wenn freie Flächen verfügbar sind. Die Idee, es gäbe eine „Überpopulation“, sei daher ökologisch nicht haltbar, so die Kritik.
Hinzu kommt: Der Biber ist europaweit streng geschützt. Er steht in den Anhängen der FFH-Richtlinie der EU sowie der Berner Konvention. Damit gilt: Ein Abschuss darf nur in Ausnahmefällen erfolgen – und nur nach sorgfältiger, individueller Prüfung. Genau diese Einzelfallprüfung sei bei der Verordnung in Kärnten umgangen worden, warnen Jurist:innen und Tierschutzorganisationen.

DDr. Martin Balluch vom Verein gegen Tierfabriken spricht sogar von einem „klaren Rechtsbruch“. Er wirft Landesrat Gruber vor, gezielt auf eine Verordnung statt auf Bescheide zu setzen – wohl auch, um Beschwerden durch Umweltorganisationen zu verhindern. Das sei ein direkter Verstoß gegen die Aarhus-Konvention, die Beteiligung der Öffentlichkeit bei Umweltfragen vorsieht.

Die Jagd selbst wird dabei nicht grundsätzlich infrage gestellt. Denn sie spielt – etwa bei der Regulation von Wildbeständen – eine wichtige Rolle im ökologischen Gleichgewicht. Doch der Abschuss streng geschützter Arten wie dem Biber steht auf einem anderen Blatt.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 30.03.2025, hier in voller Länge sehen. Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 06.04.2025, 18:30 Uhr   

Biber in Kärnten: Schützenswerte Helfer oder unerwünschte Störenfriede?  

Biber leisten wertvolle Arbeit für unsere Ökosysteme: Ihre Dämme heben den Grundwasserspiegel, verhindern Austrocknung in Dürreperioden, schaffen Lebensräume für Amphibien, Insekten und Fischarten. Vor allem in Zeiten der Klimakrise gelten sie als natürliche Verbündete in der Renaturierung von Gewässern.Die Kritik an der Verordnung ist deutlich – aus Tierschutz-, Umwelt- und rechtlicher Sicht. Jetzt liegt es an den zuständigen Behörden – und am politischen Willen –, wie es mit den Bibern in Kärnten weitergeht: als Teil der Natur – oder als Problem, das beseitigt wird.

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