Am 1. Jänner 2025 war es genau 20 Jahre her, dass das österreichische Bundestierschutzgesetz in Kraft getreten ist.
Es gilt als Meilenstein in der heimischen Gesetzgebung und hat Österreich in vielen Bereichen zum Vorreiter im Tierschutz gemacht. Vier Pfoten, eine der maßgeblich beteiligten Organisationen, würdigt die Errungenschaften, betont jedoch, dass nach wie vor großer Handlungsbedarf besteht.
Mit der Einführung des Gesetzes wurden zehn unterschiedliche Landesregelungen zu einem einheitlichen Bundesgesetz zusammengeführt. Zu den größten Erfolgen gehören das Verbot der Pelztierhaltung, das Aus für Wildtiere im Zirkus und das Verbot der Käfighaltung von Legehennen. „Noch in den 1990er-Jahren waren diese Missstände Alltag: Hühner in Legebatterien, Wildtiere, die in Zirkussen artfremde Kunststücke aufführen mussten, und rund 60 aktive Pelzfarmen. Die grausamen Bedingungen waren kaum im Bewusstsein der Menschen. Dank jahrelanger Kampagnen und Protestaktionen konnten wir das ändern“, so Vier-Pfoten-Direktorin Eva Rosenberg.
Doch trotz dieser Fortschritte gibt es nach wie vor gravierende Probleme. So stehen viele Schweine und etwa die Hälfte der Mastrinder noch immer auf Vollspaltenböden. Nachdem der Verfassungsgerichtshof die langen Übergangsfristen für das Verbot als unzulässig eingestuft hat, soll eine neue Regelung kommen. „Entscheidend wird sein, wie die neuen Standards aussehen. Es besteht die Gefahr, dass minimale Verbesserungen als großer Fortschritt verkauft werden“, warnt Rosenberg.
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Ein weiteres Problemfeld sieht Vier Pfoten in der Zucht von Heimtieren. „Die Regelungen zur sogenannten Hobbyzucht sind zu lasch. Es fehlt an verpflichtendem Fachwissen für Züchter:innen und an Mindeststandards für die Zuchtstätten. So wird illegalem Welpenhandel Tür und Tor geöffnet. Das muss sich ändern“, fordert Rosenberg.
Auch Langstreckentransporte von Lebendtieren stehen in der Kritik. Regelmäßig kommt es dabei zu schweren Tierschutzverstößen. Tiere leiden unter Hunger, Durst und extremen Temperaturen. Besonders Jungtiere, die noch auf Milchnahrung angewiesen sind, sind davon betroffen. „Die neue nationale Tiertransportverordnung bringt zwar Verbesserungen, aber sie gehen nicht weit genug. Gerade Transporte in Drittländer bleiben ein großes Problem, da dort EU-Vorgaben oft nicht eingehalten werden“, erklärt Rosenberg.
Nach zwei Jahrzehnten zieht Vier Pfoten daher eine gemischte Bilanz. Zwar wurden mit dem Bundestierschutzgesetz wichtige Meilensteine erreicht, doch zwischen den Ansprüchen des Gesetzes und der Realität klafft eine große Lücke. „Es braucht einen Paradigmenwechsel. Statt Tiere an Produktionssysteme anzupassen, müssen die Systeme an die Bedürfnisse der Tiere angepasst werden. Die neue Bundesregierung ist gefordert, hier entscheidende Verbesserungen einzuleiten“, so Rosenberg abschließend.