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Unsere Tiere

Feldhasen in Gefahr: Jagdverbot wegen Myxomatose

Ein Blick auf die Felder in Ostösterreich zeigt derzeit ein trauriges Bild: immer wieder findet man verendete oder schwer erkrankte Wildkaninchen und Feldhasen. 

Seit Anfang Juni 2025 breitet sich in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland ein massiver Myxomatose-Ausbruch aus. Die Krankheit, die ursprünglich aus Südamerika stammt, wird durch Insektenstiche übertragen – und ist für Hasen und Kaninchen fast immer tödlich.

Am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) der Vetmeduni wurden bereits hunderte tote Tiere untersucht. Die Daten sind eindeutig: Die Seuche hat weite Teile der Population stark geschwächt.

Trotzdem hat am 1. Oktober offiziell die Jagdzeit auf Feldhasen begonnen – und genau das sorgt nun für heftige Kritik von Tierschutzorganisationen und Fachleuten.

Denn: Der Wildbretthandel nimmt in diesem Jahr keine Feldhasen an, und auch die Direktvermarktung soll laut Branchenempfehlung unterbleiben. Damit stellt sich eine einfache, aber entscheidende Frage:
Warum überhaupt jagen, wenn weder ökologisch noch wirtschaftlich ein Grund besteht?
Die Antwort ist klar: Es wäre ein Fehler.

Denn die wenigen Feldhasen, die die Myxomatose überlebt haben, sind wahrscheinlich resistent oder bereits immun – und damit unersetzlich für den Wiederaufbau der Population.

Eine Bejagung würde genau diese Tiere treffen, also jene, die für die genetische Stabilität der Art entscheidend sind.
Auch Treibjagden werden aktuell stark kritisiert. Sie verursachen enormen Stress, schwächen die ohnehin dezimierten Tiere zusätzlich – und gefährden genau die wenigen, die überlebt haben.

„In dieser Seuchensituation jetzt Hasen zu jagen, ist unverantwortlich“, sagt Dr.in Madeleine Petrovic, Präsidentin von Tierschutz Austria / Wiener Tierschutzverein. „Gerade die widerstandsfähigen und immunen Tiere werden getroffen – und damit die Grundlage für den Wiederaufbau zerstört.“

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Neben den ökologischen Folgen warnen Expertinnen und Experten auch aus gesundheitlicher Sicht zur Vorsicht.
Zwar gilt die Myxomatose laut FIWI und Jagdverband als nicht gefährlich für Menschen, doch ein Restrisiko könne – wie die Geschichte zeigt – nie ganz ausgeschlossen werden. Krankheiten wie BSE oder die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit haben gezeigt, dass Vorsicht im Umgang mit Tierseuchen immer angebracht ist.

Tierschutz Austria spricht deshalb von einer klaren Verantwortung der Jägerschaft, Ruhe in den Revieren einkehren zu lassen und die Bestände konsequent zu schonen.

Darüber hinaus stellt sich erneut die grundsätzliche Frage, ob die Jagd auf Arten mit ohnehin kleinen und regional gefährdeten Beständen – wie Feldhasen, Wildenten, Rebhühner oder Fasane – überhaupt noch zeitgemäß ist. Viele dieser Populationen regulieren sich selbst und benötigen keine zusätzlichen jagdlichen Eingriffe.

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