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Hühner-Misshandlung für Lidl-Konzern aufgedeckt

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Eine neue Aufdeckung von systematischer Hühner-Misshandlung in gigantischen Tierfabriken erschüttert Deutschland. Doch auch Österreich ist davon betroffen - und zwar viel stärker, als bislang angenommen wurde.

Die Aufdeckung, die von der Albert-Schweitzer-Stiftung vor kurzem veröffentlicht wurde, hat Deutschland erschüttert. Zu sehen auf den Videos und Fotos, die im Sommer 2022 in Niedersachsen mit versteckter Kamera angefertigt wurden, sind Hühner in gigantischen Mastanlagen. Die Bilder entstammen den Stallungen eines wichtigen Lieferanten des Handelskonzerns LIDL. Doch nicht nur dieser Diskonter soll in Deutschland und auch in Österreich von dem großen Fleischproduzenten beliefert worden sein, wie mehrere Medien berichten – und wie auch der Organisation oekoreich von LIDL Österreich bestätigt wurde. Demnach dürfte das Fleisch der gequälten Tiere in zahlreichen Supermärkten verkauft werden.

Die Qualzucht und das damit verbundene Tierleid

Auf engstem Raum sind zigtausende Tiere untergebracht, bei den Hühnern handelt es sich um Qualzuchten. Das heißt, dass sie unter Einsatz von großen Mengen an Kraftfutter in sehr kurzer Zeit sehr schnell wachsen und Fleisch ansetzen. Genau dieses Eiltempo überfordert aber die Organe und den Körperbau der Tiere – mit katastrophalen Folgen.Die Hühner verletzen sich, sie können irgendwann nicht mehr richtig gehen, viele brechen auch unter dem eigenen Gewicht zusammen. Krank liegen sie tagelang in ihren eigenen Ausscheidungen, viele sterben schon lange vor dem eigentlichen Schlachttermin. Kein Einzelfall, sondern Symptom eines kaputten und auf Profitmaximierung ausgerichteten Systems.

Millionen tote Tiere rein allein aufgrund der Haltungsform

Es dürfte alleine in Deutschland zu Millionen toten Tieren kommen, die rein aufgrund der miserablen Haltungsform qualvoll verenden. Millionen Tiere, die ohne jeglichen Sinn geboren und gefüttert werden. Es ist profitabler sie sterben zu lassen, als an der fürchterlichen Unterbringung und Aufzucht etwas zu ändern.

Die Aufnahmen zeigen, wie unzählige Tiere aus dem Stall in Müllcontainer gebracht werden, die Leichen türmen sich bereits darin. Ganz normaler Alltag in den riesigen Mastanlagen der deutschen Geflügelindustrie. Auch der Umgang mit den Tieren ist nicht von Respekt geprägt, die Hühner werden hier wie Objekte behandelt und nicht wie fühlende Wesen, wie die Aufnahmen dokumentieren.

Hühner-Misshandlung für Lidl-Konzern aufgedeckt
© ZAG - Zentrale Arbeitsgemeinschaft Geflügelwirtschaft

Geflügelwirtschaft Österreich auf einen Blick: Das sind die Unterschiede zwischen der Hühnermast in Österreich, in der EU und in aller Welt.

Geflügelwirtschaft in Österreich

Der österreichische Diskonter, dessen deutsche Konzernmutter zu den größten Handelskonzernen in ganz Europa zählt, spricht hier offen von einer Weiterentwicklung der österreichischen Landwirtschaft. Dabei zählt diese im Geflügelbereich bereits zu den Vorreitern, die gelebte Praxis in den Ställen sieht ganz anders aus als in Deutschland. 

Die durchschnittliche Betriebsgröße in Österreich ist um einiges kleiner als in Deutschland. Dadurch, dass die allermeisten Geflügelbetriebe also kleinstrukturiert und in Familienhand befindlich sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Abweichungen vom deutlich höheren gesetzlichen Standard kommt, geringer. Zudem gibt es beim Geflügel in Österreich eine hohe Kontrolldichte, wodurch Verfehlungen schneller auffallen würden.

Importanteil im Supermarkt

Während der Import-Anteil im Frischfleisch-Bereich in österreichischen Supermärkten bei bis zu 15 Prozent liegt, sind es bei Tiefkühlware satte 90 Prozent. Das bedeutet, dass in 9 von 10 Fällen im Tiefkühlregal das Fleisch von Tieren liegt, die mit großer Wahrscheinlichkeit misshandelt wurden. Sie stammen aus Qual-Mast in Ungarn, Polen, Brasilien oder Vietnam.

95% des Geflügelfleischs in der Gastronomie importiert

Noch dramatischer ist die Situation in der heimischen Gastronomie. Dort sind laut Auskunft der Geflügelwirtschaft Österreich unglaubliche 95 Prozent der verkauften Ware, gleich ob frisches oder tiefgekühltes Fleisch, aus dem Ausland importiert. Der Übersee-Anteil dürfte hier besonders hoch sein, was auch aus einer Klimaperspektive her hochbedenklich ist.

Tierleid sichtbar machen, für informierte Konsument:innen

Der extrem hohe Anteil an importiertem Tierleid bei Geflügel sollte Politik wie Handel gleichermaßen auf den Plan rufen. Denn die Supermärkte und Großhändler entscheiden, was im Tiefkühlregal oder im Restaurant angeboten wird. Und die Konsument:innen bleiben mangels durchgängiger Herkunftskennzeichnung zumeist uninformiert:

„Die traurige Wahrheit ist: Im vorgeblich steirischen Backhendl-Salat steckt fast immer das gequälte Huhn aus dem Ausland – aber niemand erfährt davon. Auch in Supermärkten ist die importierte Tierqual trotz gegenläufiger Werbung immer noch allgegenwärtig. Wir verlangen von der Regierung das Elend in der Gastronomie endlich sichtbar zu machen und von den Handelskonzernen, den Verkauf von Import-Tierleid zu stoppen,“ so Sebastian Bohrn Mena, Initiator des Tierschutzvolksbegehrens und Sprecher von oekoreich.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 27. November 2022, hier in voller Länge sehen.

Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 04.Dezember 2022, 18:30 Uhr. 
  

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