Unsere Tiere Rückblick 2021. Die ergreifendsten Tierrettungen des Jahres.
Anfang August befreiten Tierschützer:innen zwei Schweine - Mickey und Jackie - aus der größten Vollspaltenboden-Schweinefabrik des Burgenlandes in Pöttelsdorf bei Mattersburg. Vor der riesigen Fabrikshalle mit fast 3.000 Tieren wurde von zwei Dutzend Tierschützer:innen ein Freigehege aufgebaut. Die Schweine sahen zum ersten Mal, dass es eine Welt außerhalb der Fabriksmauern gibt. Sie standen damals erstmals in ihrem Leben auf einem weichen Naturboden, statt auf scharfkantigen Betonspalten. Sie rochen frische Luft, sie spürten den Regen, sie wühlten im Boden, sie rupften Gras aus und sie fraßen erstmals frisches Obst und Gemüse. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) erstattete damals Anzeige wegen Tierquälerei. Er forderte, dass es eine Kontrolle der zuständigen Amtstierärzt:innen geben müßte. Und der Verein bot an, die beiden befreiten Schweine zu übernehmen. Die Tierrettung war bereit die Tiere abzuholen und in einem Lebenshof unterzubringen. Der Landwirt hatte dagegen gedroht, die Tiere töten zu wollen. Doch die Rettung glückte. Mickey und Jackei leben mittlerweile als freie Schweine weit weg von Vollspaltenböden.
Es geht auch anders
Das bewies im Vorjahr die Familie Hubmann. Auf deren Bauernhof in Gerersdorf, westlich von St. Pölten, leben die Schweine ein artgerechtes Leben. Also ohne in Ställe gepfercht zu sein und dort ihr Dasein auf Vollspaltenböden zu fristen.
Die Schweine der Familie Hubmann leben in "mobiler Freilandhaltung". Sie bekommen viel Bewegungsspielraum, sind rund um die Uhr an der frischen Luft, leben im natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus und finden Schutz vor Wetter in zeltartigen Unterständen. Die Tiere leben für rund ein halbes Jahr ein naturnahes Leben, können in dieser Zeit in den jeweiligen Arealen ihrer Haltung wühlen und suhlen, ohne dem Stress, der eine Stallhaltung auf Vollspaltenböden mit allen Folgen für die Tiergesundheit und die Fleischqualität.
Naturnahes Schweine-Leben auf dem Hubmann-Hof
Sind die Schweine eines Freihaltungsbereiches vermarktet, wird diese Fläche renaturiert und die Unterstände auf einem anderen Weide-Ort aufgebaut. Das gewährleiste eine geringe Belastung des Bodens durch Keime und Parasiten. Diese Freilandhaltung schützt die Schweine wiederum vor Krankheiten, die in der Enge der Stallmast entstehen und führe, wie es dazu heißt, zu einem geringeren Antibiotika-Einsatz. Die Bauernfamilie Hubmann betont, dass die Freilandhaltung von Schweinen "nur wenig teuerer ist als die konventionelle Haltung". Für die Konsumenten wäre das Fleisch aus dieser Produktion über das Jahr gerechnet nur um rund 40 Euro teuerer als jenes aus der klassischen Schweinemast.
Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 2. Jänner 2022, hier in voller Länge sehen.
Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 9. Jänner 2022, 18:30 Uhr.