Ein seltener Anblick am Capanaparo-Fluss im Südwesten Venezuelas: Über 200 junge Orinoko-Krokodile gleiten ins Wasser.
Helfer:innen, Biolog:innen und sogar Kinder setzen die Tiere vorsichtig aus – eine Szene, die Hoffnung macht in einer Zeit, in der immer mehr Arten vom Aussterben bedroht sind.
Die Orinoko-Krokodile, benannt nach dem mächtigen Flussbecken, aus dem sie stammen, gehören zu den größten Reptilien der Welt. Doch ihre Zahl ist erschreckend klein. Weniger als 100 erwachsene Tiere leben heute noch in freier Wildbahn. Jahrzehntelange Wilderei wegen ihres Leders, jetzt auch Hunger und Armut in Venezuela, haben die Bestände fast ausgelöscht.
„Vielleicht werden viele dieser Tiere morgen oder übermorgen getötet, weil es an Bewusstsein fehlt – und weil Hunger herrscht“, erklärt Biologe Omar Hernandez von der Stiftung FUDECI, der die Aktion organisiert hat. „Aber mit jeder Auswilderung verzögern wir das Aussterben ein Stück weiter.“
Die Eier der Krokodile werden in Schutzgebieten wie dem Hato Masaguaral und im Leslie Pantin Zoo gesammelt. Dort brüten und wachsen die Jungtiere sicher heran. Erst wenn sie stark genug sind – mit etwa sechs Kilo Gewicht – werden sie ausgewildert. Die Forscher:innen hoffen, dass sie sich dann besser gegen Fressfeinde und Gefahren behaupten können.
„Viele Leute fragen sich, warum ausgerechnet Krokodile? Sie halten sie für hässlich. Aber für mich sind sie faszinierend“, sagt Álvaro Velasco, Leiter der Crocodile Specialist Group. „Wenn man sie freilässt, bleiben sie einen Moment stehen, schauen sich um – und dann schwimmen sie los. Es ist ein wunderbarer Moment.“
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Trotz der Bemühungen sind die Herausforderungen enorm. Immer wieder werden Tiere gejagt oder ihre Eier geplündert. In ländlichen Gebieten, wo Menschen oft ums Überleben kämpfen, ist Krokodilfleisch eine willkommene Proteinquelle. Schutzgesetze existieren zwar, werden aber kaum durchgesetzt.
Zusätzlich bedroht der Verlust von Lebensräumen durch Landwirtschaft und Rohstoffabbau das Überleben der Art. Ein Problem, das Krokodile weltweit mit unzähligen anderen Tierarten teilen.
Der Einsatz von Wissenschaftlern, Naturschützer:innen und Freiwilligen schenkt dem Orinoko-Krokodil eine neue Chance. Jeder Auswilderungstag ist ein kleiner Sieg gegen das drohende Verschwinden einer uralten Tierart – und ein Aufruf, Artenvielfalt nicht nur zu bewahren, sondern aktiv zu verteidigen.