Die Entscheidung des EU-Parlaments über die künftige Bezeichnung von pflanzlichen Lebensmitteln sorgt für heftige Kritik seitens der Tierschutzorganisation VIER PFOTEN.
Nach der heutigen Abstimmung dürfen bestimmte Bezeichnungen wie etwa „veganes Schnitzel“ oder „pflanzlicher Burger“ künftig strenger reglementiert oder sogar verboten werden – ein Schritt, der aus Sicht von Tierschutz- und Umweltorganisationen ein fatales Signal setzt.
Veronika Weissenböck, Kampagnenleiterin von VIER PFOTEN Österreich, reagiert empört:
„Das Abstimmungsergebnis macht uns wirklich fassungslos. Eine völlig zukunftsvergessene europäische Agrarlobby, unterstützt von Österreichs Landwirtschaftsminister Totschnig, hat sich also durchgesetzt – mit fatalen Folgen für Tiere, Umwelt, die menschliche Gesundheit und auch die Wirtschaft.“
Weissenböck spricht von einem „Kniefall vor der Fleischindustrie“, der die dringend nötige Ernährungswende in Europa bremse. Anstatt die Bevölkerung auf eine nachhaltigere, pflanzenbasierte Ernährung hinzuorientieren, setze die EU nun auf bürokratische Schikanen für jene Unternehmen, die Fleischalternativen entwickeln.
Besonders widersprüchlich sei die Entscheidung im Hinblick auf die sogenannte „Farm to Fork“-Strategie, die ausdrücklich eine Reduktion des Fleischkonsums und eine Förderung pflanzlicher Lebensmittel vorsieht. Auch zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen seit Jahren, dass der Umstieg auf mehr pflanzliche Ernährung nicht nur dem Klima und der Umwelt zugutekommt, sondern auch erhebliche gesundheitliche Vorteile für den Menschen mit sich bringt.
„Alles in allem ist das ein unfassbarer Rückschritt für die EU und ein Kniefall vor der Fleischindustrie, der fast nur Verlierer:innen mit sich bringt“, so Weissenböck weiter.
Konkret ging es bei der Abstimmung um die Verwendung traditioneller Fleischbezeichnungen für pflanzliche Produkte. Während bisher Namen wie „vegane Wurst“, „Sojaschnitzel“ oder „Hafermilch“ gängig waren, sollen künftig strengere Richtlinien verhindern, dass pflanzliche Alternativen ähnliche Bezeichnungen wie Fleisch- oder Milchprodukte tragen.
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Befürworter dieser Einschränkungen – vor allem aus der Agrar- und Fleischwirtschaft – argumentieren mit dem Verbraucherschutz: Konsument:innen könnten durch die Begriffe in die Irre geführt werden.
Kritiker:innen, darunter Umwelt- und Tierschutzorganisationen sowie zahlreiche Unternehmen der Lebensmittelbranche, sehen darin hingegen einen wirtschaftlichen und klimapolitischen Rückschritt.
Weitere Informationen zu diesem Thema sowie zu den aktuellen Aktivitäten von VIER PFOTEN finden Sie auf den Social-Media-Kanälen und unter www.vier-pfoten.at
Die neuen Regelungen könnten nicht nur innovative Produzenten pflanzlicher Lebensmittel massiv benachteiligen, sondern auch die Kaufentscheidung der Verbraucher:innen erschweren. Begriffe wie „pflanzliches Filet“ oder „Gemüseburger“ haben sich längst etabliert und sorgen für Klarheit, nicht für Verwirrung. Ein Verbot dieser Bezeichnungen könnte dazu führen, dass nachhaltige Alternativen schwerer auffindbar oder vermarktbar werden – ein Nachteil für den Klimaschutz und den Tierschutz gleichermaßen.
VIER PFOTEN fordert von der EU-Kommission und den Mitgliedsstaaten, den eingeschlagenen Weg zu überdenken und stattdessen Maßnahmen zu fördern, die eine Ernährungswende hin zu mehr pflanzlichen Lebensmitteln ermöglichen. Dazu zählen faire Marktbedingungen für vegane und vegetarische Hersteller, Aufklärungskampagnen und die Förderung von Innovationen in der Lebensmittelindustrie